Die Arzneimittel- und Impfstoffbehörde Paul-Ehrlich-Institut verlangt von den Universitäten, ihre Suche nach Antikörper-Therapien zu beschleunigen.
Klaus Cichutek, Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI), der für die Zulassung von Impfstoffen und Arzneimitteln in Deutschland zuständigen Bundesbehörde, verlangt mehr „Tempo“ bei der Forschung nach einer Antikörper-Behandlung bei Corona-Erkrankungen. Das Ziel müsse sein, sagte der PEI-Präsident im Gespräch mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“, über ein Antikörper-Therapeutikum für den Fall zu verfügen, dass die Corona-Pandemie noch gewaltigere Ausmaße annehme.
Es sei noch völlig ungeklärt, kritisiert Cichutek, inwieweit aus dem Blutplasma von geheilten Corona-Patienten stammende Antikörper tatsächlich bei der Therapie von Corona-Kranken helfen könnten. Die Zulassungsbehörde wünsche sich, dass von den medizinischen Zentren in Deutschland entsprechende Therapieversuche mit dem Plasma von Rekonvaleszenten innerhalb von klinischen Prüfungsverfahren rasch vorgenommen werden.
Objektive Informationen über die Therapie-Effizienz von Covid19-Antikörpern als mögliche Behandlungsform von Corona-Infizierten seien nur durch klinisch überwachte Prüfungen zu erhalten. Der Präsident des Paul-Ehrlich-Institut wies ergänzend darauf hin, dass die bislang publizierten Studien noch keine Belege für den Nutzen von Corona-Antikörpern lieferten. Auch die aus China publizierten diesbezüglichen Erfolgsmeldungen halte er nicht für glaubwürdig.
Cichutek hofft, dass man noch im Laufe des Jahres 2020 mit ersten Studien der Phasen II (kleinere Patientenstudien) und III (dann unter Beteiligung eines größeren Probandenkreises) beginnen könne. Aus den Ergebnissen dieser klinischen Studien werde sich ergeben, wie rasch eine Therapie mit Antikörpern zugelassen werden könne.
Sowohl die Entwicklung als auch die Produktion benötigten einige Zeit, sagte Cichutek. Man sei wohl auf mehr als nur auf ein einziges Impfstoff-Präparat angewiesen, damit der außerordentlich große Impfstoff-Bedarf gedeckt werden könne – falls die Corona-Pandemie anhalte und es erforderlich werde, Menschen zu schützen.
Der Präsident des PEI hält es für nicht seriös, wollte man bereits heute einen Termin benennen, zu dem ein bestimmtes Impfmaterial – über die an einer Studie beteiligten Probanden hinaus – zur Verfügung stehen wird. Damit zeigte sich Cichutek vorsichtiger als die CDU-Politikerin Anja Karliczek, Bundesministerin für Bildung und Forschung. Karliczek hatte gegenüber dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ geäußert, dass Impfstoffe, die breitere Kreise Bevölkerung schützen könnten, nicht vor Ende dieses Jahres oder zu Beginn des kommenden Jahres bereitstehen würden.
Biochemiker Cichutek glaubt allerdings nicht, dass mögliche Corona-Impfstoffe eine zu hohe Kostenbelastung für das Gesundheitssystem darstellen werden. Eine entsprechende Frage der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ verneinte der PEI-Präsident eindeutig. Zwar sei die Impfstoff-Entwicklung und seine Produktion sehr kostspielig. Das Paul-Ehrlich-Instutut stehe aber in enger Verbindung sowohl mit öffentlichen Forschungseinrichtungen als auch mit privaten Forschungsunternehmen. Dabei habe er den Eindruck gewonnen, so Cichutek, dass alle beteiligten Akteure von der Idee beseelt seien, in der derzeitigen Krisensituation zu helfen und alles individuell Mögliche zu tun, um die Corona-Pandemie erfolgreich zu bekämpfen. Es stünden derzeit wohl tatsächlich alle zusammen. Deshalb glaubt der Präsident der deutschen Arzneimittel-Zulassungsbehörde mit einiger Sicherheit, dass entwickelte Corona-Impfstoffe schlussendlich zu bezahlbaren Preisen verfügbar sein werden.
Redaktion poppress.de, A. Camus
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