Nach den gestrigen Corona-Beschlüssen sieht Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) wegen der geplanten schrittweisen Öffnung große Herausforderungen auf die Schulen zukommen.
Die Schulen im ganzen Land stünden nun vor der enormen Aufgabe, die beschlossene schrittweise Öffnung so zu organisieren, dass die strengen Infektionsschutzregeln eingehalten werden könnten, erklärte Karliczek dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ für dessen am Donnerstag erscheinende Zeitungen. Hier seien „viele komplexe Fragen“ zu beantworten, „ohne eine Erhöhung der Infektionsrate zu riskieren“.
Alle Verantwortlichen im Schulsystem verdienten hierbei Respekt und Unterstützung für ihre Bemühungen. Sie freue sich, dass der Bund und die Länder sich auf einen gemeinsamen Weg geeinigt hätten, sagte die Ministerin. Für Millionen von Schülern, Lehrern und Eltern sei die gestrige Einigung auf die stufenweise Wiedereröffnung der Schulen von großer Wichtigkeit. Hier gebe es jetzt „eine erste Oientierung“ und „eine Perspekive“ auf den eingeschlagenen Weg der nächsten Wochen, so die CDU-Politikerin.
Karliczek stellte fest, die gestern erzielte Einigung bringe die diversen Ratschläge und Standpunkte aus Politik und Wissenschaft gut zusammen. Auch weiterhin werde man den Schülern und ihren Eltern viel abverlangen. Gleichzeitig müsse man „das digitale Lernen als Alternative zum Präsenzunterricht weiter konsequent nutzen“, sagte die Bildungsministerin. Dies sei in der gegebenen Ausnahmesituation und auch darüber hinaus hilfreich. Auch nach den gestern gefassten Beschlüssen gelte leider weiterhin, dass es auch in den nächsten Wochen und Monaten in Deutschland noch keine Zustände geben werde, wie man sie aus der Zeit vor der Schließung der Schulen gekannt habe. Nach der Überwindung der momentanen Ausnahmesituation werde der Alltag an den Schulen aber „digitaler sein“ als vor den durch die Epidemie ausgelösten Schulschließungen“, sagte die Ministerin den Journalisten des „Redaktionsnetzwerks Deutschland“. Die Bürgerinnen und Bürger des Landes hätten die bisher gültigen Regelungen zur Kontaktbeschränkung „mit großer Gelassenheit und Disziplin“ unterstützt. Hierdurch habe eine Zunahme der Ansteckungen verlangsamt werden können,
Nur mäßig auf ihre Wiedereröffnung vorbereitet sieht Stephan Wassmuth, der Vorsitzende des Bundeselternrats, die Schulen. Für die Eltern könne er sagen: „Einerseits sind wir froh, dass es jetzt eine gemeinsame Einigung zwischen den Ländern gibt, wie es weitergeht“. Auf der anderen Seite aber stünden die Schulen jetzt vor enormen Problemen, die sie in der kurzen noch verbleibenden Zeit bis zu ihrer schrittweisen Wiedereröffnung wahrscheinlich gar nicht lösen könnten, sagte Wassmuth dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“. Es sei tatsächlich „ausgeschlossen, dass die Schulen ihre oft maroden sanitären Einrichtungen“ bis zum geplanten Termin am 4. Mai so weit herrichten könnten, wie es „in dieser Pandemie-Situation nötig wäre“, warnte er. In den Toilettenräumen sei oftmals nicht einmal warmes Wasser vorhanden, von Waschbecken in den Klassenzimmern wolle er da erst gar nicht reden. In diesen Bereichen sei „viele Jahre lang zu wenig getan worden“, das räche sich jetzt auf bittere Weise. Ein sehr schwierig zu lösendes Problem sei auch die Frage, auf welche Weise die Schüler, besonders auch in ländlichen Gegenden, überhaupt zur Schule gelangen und dabei die Abstandsregeln einhalten sollten. Hier seien sie „zwingend auf den Schulbus angewiesen, aber gerade dort ist Abstand halten schwierig“, sagte Wassmuth, der seit 2016 der Vorsitzende des Bundeselternrats ist, den Zeitungen des „Redaktionsnetzwerks Deutschland“.
Redaktion poppress.de, A-1010413
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