Vor der Rückkehr der Abschlussklassen in den Präsenzunterricht an den Schulen vermissen die Lehrerverbände verlässliche Regelungen .
Die Schulen öffnen heute nach dem Corona-Shut-Down der öffentlichen Bildungseinrichtungen zunächst für Schüler der Abschlussklassen. Die Lehrerverbände bemängeln allerdings, dass die Pädagogen in dieser schwierigen Situation von den zuständigen Kultusministerien und Schulleitungen weitgehend ohne verlässliche Kriterien für den Schulalltag gelassen werden. Wir wissen nicht, wie der Unterricht mit den geltenden Hygieneregeln durchgeführt werden soll, moniert Marlis Tepe, Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) gegenüber dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“. Es scheitert bereits an den einfachen Fragen, wie zum Beispiel gibt es genug Desinfektionsmittel, wie sieht es mit der Reinigung der Unterrichtsräume aus.
Der Lehrerverband Bildung und Erziehung (VBE) vermisst klare Regelungen von Seiten der zuständigen Kultusministerien. Die Schulleitungen sind mit der Umsetzung von Vorgaben überfordert, beklagt Udo Beckmann, Vorsitzender des VBE. Es gibt Anforderungen, die in den Raum geworfen wurden, ohne die Realität an den Schulen und deren Möglichkeiten zu beachten. Wie sollen an Schulen Hygieneregelungen umgesetzt werden, für welche die räumlichen Kapazitäten fehlen, fragt der Lehrervertreter. Die bisherigen Unterrichtsräume entsprechen auf einmal nicht mehr den Vorgaben. Die Schulleitungen müssen aktuell parallel die Raumgestaltung nach den Abstandsregeln verändern, sie sollen die Klassenverbände in kleinere Lerngruppen umwandeln, sie müssen den Ausfall einer erheblichen Anzahl an Pädagogen verkraften und sie müssen diese Vielzahl neuer Lerneinheiten mit Stundenplänen versorgen. Das ist im Alleingang praktisch nicht zu realisieren, stellt Beckmann im „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ fest. Es gibt keine Ansprechpartner für die Schulleitungen in den Ministerien. Die Schulen brauchen jetzt dringend auch eine rechtliche Absicherung für ihre Maßnahmen.
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) fordert von den Ministerien Zeit- und Raumkonzepte, die sowohl den Unterricht, wie auch die Pausen und den Transport der Schüler zu den Schulen umfassen. Ich sehe derzeit keine Lösung für das Problem der Schülerbeförderung, stellt GEW-Vorsitzende Tepe fest. Wenn Sie Schulbusse betrachten, dürfte klar sein, dass ohne eine erhebliche Ausweitung der Transportkapazitäten ein Mindestabstand von 1,5 Metern unmöglich eingehalten werden kann. Es gibt unter den Lehrern, Verwaltungsmitarbeitern und Schülern Angehörige von Risikogruppen, die gesondert behandelt werden müssen und für die andere Regelungen gelten. Aktuell gibt es zu viele unterschiedliche Strategien, die je nach Bundesland, oder sogar je nach Schule anders gestaltet sind. Hier fehlt ein tragfähiges Gesamtkonzept, beklagt Tepe. Schulpraxis und Verwaltungen sollten in einem ständigen Kommunikationsprozess verbunden sein, der allerdings aktuell nur sehr einseitig funktioniert. Die GEW fordert zudem den Einbezug von Bildungswissenschaftlern, die den Öffnungsprozess begleiten sollen. Nur die Auswertung der Erfahrungen von Lehrern und Schulleitungen kann die Basis für das weitere Vorgehen bilden. Aber auch auf diesem Gebiet sehe ich kaum Bewegung, erklärt die GEW-Vertreterin gegenüber dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“.
Redaktion poppress.de, NeoMatrix
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