Die deutsche katholische Kirche rechnet 2020 mit einem Rekord bei den Kirchenaustritten.
Der Bischof Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, sagte zum Kölner Stadtanzeiger, dass man intern schon um die hohen Zahlen des Jahres 2019 wisse. Diese lägen exakt ab Juli vor, doch schon jetzt sei der erhebliche Anstieg der Austritte im Vorjahr bekannt. Sie würden wohl deutlich über denen im Jahr 2014 (knapp 218.000) und 2018 (rund 216.000) liegen. Als bedauerlich bezeichnete es der Bischof, dass es anders als in diesen beiden Jahren im Jahr 2019 keine Austrittsimpulse in Form innerkirchlicher Skandale gegeben habe. Gleichwohl würden sich die Menschen offenbar fragen, ob ihnen die Kirche noch die monatliche Kirchensteuer wert sei. Vermutlich dürfte diese Überlegung durch den wirtschaftlichen Druck zunehmen, den die Coronakrise verursacht habe, so Bätzing. Die meisten Austritte erwarte er daher bei der mittleren Generation. Ein weiterer finanziell negativer Effekt durch die Coronakrise dürfte sich nach Aussagen des Bischofs durch sinkende Kirchensteuereinnahmen ergeben. Immerhin seien die Einkünfte vieler ArbeitnehmerInnen durch Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit stark gesunken. Noch drastischer sei die Lage der Selbstständigen. Die Kirchensteuer bemisst sich prozentual am Einkommen.
Der Vorsitzende der Bischofskonferenz verwies in diesem Kontext darauf, dass die Kirchen nun zu starker Haushaltsdisziplin gezwungen würden. Auch müsse man auf längere Sicht bereits geplante Vorhaben neu bewerten. Diese stünden schon jetzt komplett unter Finanzierungsvorbehalt. Es seien einige Bistümer inzwischen von Überschuldung bedroht. Aus dieser Lage könnten sie nur durch strikte Haushaltsdisziplin und gleichzeitig durch solidarische Maßnahmen unter den Bistümern herausfinden. Das würde eine Querfinanzierung zwischen den Bistümern bedeuten. Auch zu möglichen Stellenstreichungen äußerte sich Bischof Bätzing. Er sagte, dass die kirchlichen Mitarbeiter vor Entlassungen weitestgehend geschützt seien. Die Kirche vertrete den hohen ethischen Anspruch, ihren MitarbeiterInnen sichere Arbeitsplätze zu bieten. Allerdings wurden in etlichen Bistümern bereits Einstellungsstopps verhängt. Bätzing verwies gleichzeitig auf Möglichkeiten, aus aufgegebenen oder umstrukturierten Bereichen Mitarbeiter an andere Stellen zu versetzen. Die Sektoren der kirchlichen Sozialeinrichtungen, Kitas und Schulen nahm er dabei ausdrücklich aus. Hier sei der Zuspruch so hoch, dass er sich keinen Rückzug aus diesen Aufgabenbereichen der Kirche vorstellen könne, so Bätzing.
Redaktion poppress.de, A-055824
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