Brandenburgs ehemaliger Ministerpräsident sowie Vorsitzender der Kommission „30 Jahre Friedliche Revolution und Deutsche Einheit“, Matthias Platzeck von der SPD, wies deutlich auf die fehlende Anzahl an Ostdeutschen in Führungspositionen hin – auch in ostdeutschen Gebieten.

Platzeck stellte ein Thesenpapier zur Diskussion, über das das „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ berichteten. Hier wurde die These aufgestellt, dass selbst in Ostdeutschland lediglich etwa ein Viertel aller Führungspositionen in sämtlichen Bereichen, mit Ostdeutschen besetzt sei. Dazu zählten vor allem Justiz, Politik, Verwaltung, Medien, Wissenschaft sowie die Wirtschaft. Der Bevölkerungsanteil der Ostdeutschen betrage allerdings über 85 Prozent. Auch wissenschaftliche Institute für Forschung würden nur zu 15 Prozent von Ostdeutschen geführt.

Ostdeutsche Richter seien ebenso unterdurchschnittlich vertreten, hieß es ebenso. Der Anteil betrage unter 15 Prozent und unter den Vorsitzenden sogar unter zehn Prozent. In Bezug auf die Gesamtsituation in Deutschland ließe sich ableiten, dass Ostdeutsche lediglich einen Anteil von zwei bis acht Prozent in Führungspositionen einnähmen und dementsprechend deutlich untervertreten seien. Vor allem im Hinblick auf den Bevölkerungsanteil von 17 Prozent mache das deutlich, dass Ostdeutschland keinesfalls so präsent sei, wie es eine freiheitlich-demokratisch verfasste Grundordnung anstrebe. Die Gesellschaft und deren Teilaspekte sollten die Verschiedenartigkeit und Vielfalt des Landes fordern, fördern und ebenso repräsentieren. Dies sei vor allem deswegen notwendig, da sich die Bürger unter optimalen Umständen, in jedem Teilaspekt ihrer Gesellschaft, identifizieren können und somit das Gemeinschaftsgefühl gestärkt wird. Platzeck betonte, dass die Förderung und verbesserte Repräsentation von Ostdeutschen in Führungspositionen der Gesellschaft im gesamtstaatlichen Interesse liege und das Vertrauen in die Demokratie sowie sämtliche marktwirtschaftlichen Aspekte und Institutionen des Landes stärken könne. Dementsprechend machte Platzeck den Vorschlag, dass sowohl Bundesregierung als auch Landesregierungen selbstständig und in einer Art der Selbstverpflichtung dafür sorgen sollten, dass Ostdeutsche besser in allen Teilen der Gesellschaft integriert und repräsentiert würden. Ebenso solle dieser Faktor im Bericht zur Deutschen Einheit aufgegriffen und dokumentiert werden – und das alle zwei Jahre. Ebenso forderte der SPD-Politiker, dass ein inklusiver Begriff in Bezug auf Ostdeutschland angewandt werden solle. Hierdurch sollen sowohl diejenigen mit einbezogen werden, die in Ostdeutschland geboren wurden, unabhängig davon, ob vor oder nach 1989, als auch diejenigen, die schon lange in Ostdeutschland wohnhaft sind und dort ebenso lange Zeit arbeiten. Marco Wanderwitz von der CDU, der auch gleichzeitig der Ostbeauftragte der Bundesregierung sowie stellvertretender Kommissionsvorsitzender ist, bestätigte gegenüber dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“, dass man sich in der Kommission einig darüber sei, dass der Anteil an Ostdeutschen in führenden Institutionen definitiv zu gering sei und dementsprechend Aufarbeitungsbedarf bestehe. In Zukunft solle im öffentlichen Dienst, bei gleicher Qualifikation, die Herkunft als Landeskind ein entscheidendes Kriterium über eine Einstellung sein. Dieser Faktor habe bisher nämlich keinerlei oder kaum Beachtung gefunden. Wanderwitz betonte, dass es erstrebenswert sei, bereits Ende 2020 im Abschlussbericht der Kommission Lösungen aufzuzeigen, die sich einfach aber effizient umsetzen ließen. Hierbei ließen sich verschiedene Faktoren und Lösungsansätze mit einbeziehen, um die Verteilung von Führungspositionen und generell Positionen in bedeutenden Institutionen gerechter zu gestalten und dafür zu sorgen, dass jede Gruppe mit einem ihr gerecht werdenden Anteil vertreten sein könne.

Redaktion poppress.de, Bekia