Als Folge der Covid-19-Krise erwartet der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) für das kommende Jahr eine deutliche Zunahme der Insolvenzen bei den Unternehmungen.

Marcel Fratzscher sagte der „Passauer Neuen Presse“ für die Ausgabe am Donnerstag, 12.11.2020, dass die Unsicherheit durch Covid-19 weit bis ins Jahr 2021 reichen werde. Dadurch werde die Wirtschaft gebremst und als Folge könnten zahlreiche Unternehmen in die Insolvenz getrieben werden. Zusätzlich dürften viele Unternehmen, welche bislang günstig und gut an Kredite gekommen seien, auch mit erschwerten Bedingungen in Bezug auf die Finanzierungen zu kämpfen haben, führte der Marcel Fratzscher weiter aus.

Der Ökonom geht nicht von einer schnellen Erholung, wie dies nach der Finanzkrise im Jahr 2009 der Fall war, aus. Die Erholung der Wirtschaft werde von immer neuen Rückschlägen gekennzeichnet und sehr „holprig“ verlaufen, führte der Präsident der DIW weiter aus. Den ersten Rückschlag erlebe man aktuell und im letzten Quartal des laufenden Jahres könnte das Wachstum der Wirtschaft um ein Prozent schrumpfen. Der erneute Lockdown im November 2021 würde zu einem nochmals deutlicheren Einbruch der Wirtschaft führen. Dieser Umstand sei im Gutachten der Wirtschaftsweisen, welches am Mittwoch vorgestellt wurde, noch nicht berücksichtigt.

Weiter sagte Marcel Fratzscher, dass die Bundesregierung wie geplant die vorübergehende Senkung der Mehrwertsteuer 16 Prozent auf das Ende des Jahres 2020 auslaufen lassen solle. Die Stärke der Maßnahme sei in der zeitlichen Befristung gelegen, um Konsumentinnen und Konsumenten zu motivieren, große Anschaffungen vorzuziehen. Wenn die Mehrwertsteuer dauerhaft tiefer liege, werde dieser Effekt verpuffen. Zudem sei es eine sehr teure Maßnahme. Der Bund und die Länder hätten nur durch die zeitlich befristete Senkung der Mehrwertsteuer auf 20 Milliarden Euro verzichtet.
Der DIW-Präsident sieht die Schuldenbremse von der Bundesregierung kritisch. Diese würde dem Staat eine „Zwangsjacke“ anziehen und stelle eine Bedrohung zum Schaden der Wirtschaft dar. Die Schuldenbremse sollte eine Überarbeitung erfahren und sicherstellen, dass die öffentlichen und dringend notwendigen Investitionen im Klimaschutz, der Innovation und Bildung sowie der digitalen Transformation nicht durch diese geschwächt würden, erklärte Marcel Fratzscher.

Redaktion poppress.de, Ever True Smile