Der ehemalige Chef der Weltbank und Nobelpreisträger verlangt von der Bundesregierung die in Deutschland patentierten Impfstoffe auszusetzen.

Joseph Stiglitz, Chefökonom und Nobelpreisträger, fordert, ein Netzwerk auszuhebeln, das nicht klar durchschaubar sei. Dieses Netzwerk aus Urheberrechten, Patenten und geheimnisvollen Geschäften dürfe in der Art nicht weiter Bestand haben, so der Chef-Ökonom in der wöchentlichen Ausgabe der Zeit in einem Gastbeistrag.
Man müsse die Produktion von Impfstoffen erhöhen, dies sei wichtig. Es komme auf die gesamte Weltbevölkerung an, die es zu schützen gelte. Das einzige Ziel sei es, das Coronavirus zu stoppen. Dabei bezog sich der Nobelpreisträger gezielt auf die ärmsten Länder.

Längst, so Stiglitz in seinem schriftlichen Beitrag, stimmten sehr viele der industriellen Nationen einer Ausnahmeregelung zu. Aber gerade Angela Merkel sei bei der deutschen Regierung federführend dafür verantwortlich zu machen, sich persönlich einer solchen Lösung zu widersetzen.

Der ehemalige Chef-Ökonom bezog sich auf die Kosten, die dieses Verhalten nach sich ziehe. Man zahle für diese starre Einstellung mit enorm hohen Kosten. Dabei spreche man noch nicht von den hohen Zahlen an Menschen, die aufgrund dieser Starrköpfigkeit stürben, so der Nobelpreisträger weiter. Deutschland positioniere sich in der Geschichte auf einer ganz falschen Seite. Er nannte diese Haltung unbeugsam. Ja, Deutschland sei ein Geiselnehmer nach diesen Fakten. Die ganze Welt sei dieser Geiselnahme unterworfen.

Vor allem die Hersteller der ausgesprochen gesuchten mRNA-Impfstoffe werden in die Pflicht genommen. Sie stehen im Fokus der Debatte, bei der es sich um Patente und deren Freigabe handelt. Als ein wichtiger Name wird die deutsche Firma Biontech genannt.

Anders als der amerikanische Präsident Joe Biden, welcher sich klar für eine Patent-Freigabe stark macht, möchte die deutsche Regierung arme Länder ausschließlich mit ihrem fertigen Impfstoff beliefern. Die Begründung dahinter: Ärmeren Ländern fehle es an notwendigem Know-how für die Produktion von Impfstoffen. Das aber hält der Ökonom für eine billige Behauptung. Auch Entwicklungsländer könnten Covid-Impfstoffe herstellen. Dies zu leugnen sei neokolonialistisch und trage rassistische Untertöne.

Er fordert von Deutschland, seine Haltung rasch zu hinterfragen. Klar sei eines: Mit dieser Haltung könne Angela Merkel zum aktuellen Zeitpunkt riskieren, ihre gute Reputation zu verlieren, die bisher weltweit gelte. Auch das politische Vermächtnis der deutschen Kanzlerin zog er durch ein solches Verhalten in Zweifel. Damit untergrabe sie die Endphase ihrer schon 16 Jahre währenden Amtszeit, so Stiglitz weiter.

Hintergrund ist der Beschluss der G7-Staaten, bis Ende 2022 2,3 Milliarden Dosen an Entwicklungsländer zu geben. Das ist absolut nicht ausreichend nach Meinung einiger Experten bei acht Milliarden Menschen. Deutschland müsse einen Kurswechsel vornehmen. Sonst könne die Pandemie weiter wüten und zwar in ungebremstem Maße, so Joseph Stiglitz in seinem Essay.

Redaktion poppress.de, A & Omega