Im Jahr 2021 sind in Deutschland die Treibhausgasemissionen nach dem deutlichen Rückgang im Vorjahr erneut angestiegen.
Gemäß einer Mitteilung des Bundeswirtschaftsministeriums und Umweltbundesamt am Dienstag, 15.03.2022, sind damit rund 762 Millionen Tonnen Treibhausgase freigesetzt worden. Dies entspricht gegenüber dem Jahr 2020 einer Zunahme von 4,5 Prozent respektive rund 33 Millionen Tonnen.
In Deutschland sind die Emissionen seit dem Jahr 1990 insgesamt um 38,7 Prozent gesunken. Das Ziel bis ins Jahr 2030 liegt bei einem Minus von 65 Prozent. Der Anstieg im vergangenen Jahr hat sich insbesondere im Energiesektor verzeichnet, welcher ein Plus von 27 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente aufweist. Dies aufgrund der gestiegenen Nachfrage nach Strom, der geringeren Erzeugung von Stromerzeugung durch erneuerbare Energien sowie dem Umstand, dass, aufgrund des gestiegenen Gaspreises, zur Stromerzeugung vermehrt Kohle zum Einsatz gekommen ist.
Die Senkung bei der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien um sieben Prozent ist hauptsächlich auf die schlechten Windverhältnisse zurückzuführen.
Über der vom Bund festgelegten jährlichen Höchstmenge in Bezug auf das Klimaschutzgesetz lagen die Emissionen darüber. Dies geht aus den aktuellen Berechnungen des Umweltbundesamtes (UBA) hervor, welche nach den Vorgaben der EU-Erneuerbare-Energien-Richtlinie (RED) sowie des Bundes-Klimaschutzgesetzes vorgelegt worden sind.
Dirk Meissner, Chef des Umweltbundesamtes, sagte, dass die Reduzierung von den Treibhausgasemissionen aus dem Jahr 2020 nahezu zur Hälfte wieder verloren seien und dass schnell mehr Wind- und Sonnenenergieanlagen gebaut werden müssten. Es müsse schnellstmöglich aufgehört werden, Öl- und Gasheizungen in den Gebäuden einzubauen und stattdessen auf Wärmepumpen umgestellt werden. Mit dem Sparen könne bei Häusern noch einiges erreicht werden, insbesondere, wenn diese besser energetisch saniert würden, so der Chef des Umweltbundesamtes. Dies würde, gemäß Dirk Meissner, auch gegen die Abhängigkeit von Russland in Bezug auf die Energie helfen. Dazu könne jeder Einzelne etwas tun, zum Beispiel das Auto stehen lassen oder langsamer fahren und das Heizen reduzieren.
In nahezu allen Bereichen sind im Jahr 2021 gegenüber dem Vorjahr Emissionssteigerungen zu verzeichnen. Den vorhandenen Daten zu Folge hat seit dem Jahr 2010 hauptsächlich die Energiewende zur Emissionsreduzierung beigetragen. Im Gegenzug stagnieren andere bedeutende Sektoren seit diesem Jahr mehr oder weniger. Die größten Steigerungen der Emissionen sind im Bereich der Energiewirtschaft mit 27 Millionen Tonnen zu verzeichnen, was gegenüber dem Jahr 2020 einer Zunahme von 12,4 Prozent entspricht. Jedoch lagen die Emissionen mit rund 247 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente 11 Millionen Tonnen unter den Emissionen im Jahr 2019.
Im Bundes-Klimaschutzgesetz gibt es im Bereich Energiewirtschaft für das Jahr 2021 keine Jahresemissionsmenge. Bedingt durch den erhöhten Einsatz von Kohle sind die Emissionen aus der Braun- und Steinkohleverstromung besonders deutlich angestiegen. Dagegen hat der Einsatz von emissionsärmerem Erdgas in der zweiten Hälfte des Jahres, bedingt durch deutlich gestiegenen Gaspreise, abgenommen. Begründet ist der erhöhte Einsatz von fossilen Energieträgern zur Erzeugung von Strom unter anderem die zum Vorjahr vergleichsweise deutliche Verringerung der Stromerzeugung mit erneuerbaren Energien um 17,5 TWh. Daraus im Besonderen die geringere Erzeugung von Windstrom sowie der um 13,5 TWh angestiegene Verbrauch beim Bruttostrom. 148 Millionen Tonne CO₂-Äquivalente sind 2021 im Verkehr ausgestoßen worden. Die Treibhausgasemissionen in diesem Bereich liegen damit einerseits mit 1,2 Prozent über dem Wert aus dem Jahr 2020 und andererseits mit rund 3 Millionen Tonnen über der im Klimaschutzgesetz des Bundes zulässigen jährlichen Emissionsmenge von 145 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente für das Jahr 2021. Der Güterverkehr auf den Straßen, welcher auf Autobahnen erneut auf ein Niveau leicht oberhalb demjenigen im Jahr 2019 angestiegen ist, ist ein Grund dafür. Dem gegenüber steht der weiterhin niedrige Verkehr durch PKWs im Jahr 2019 vor der Pandemie. Dies wird in den Daten von Zählstellen auf Bundesstraßen und Autobahnen durch die Absatzzahlen für Kraftstoffe deutlich.
Gegenüber dem Vorjahr, mit einem Plus von 5,5 Prozent und damit gut 9 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente, sind die Emissionen im Bereich der Industrie gestiegen. Damit sind sie mit rund 181 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalenten nahezu auf dem Niveau von 2019 gelegen, jedoch knapp unter der durch die im Gesetz zum Klimaschutz des Bundes vorgeschriebene jährliche Menge an Emissionen von 182 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalenten. Eine wichtige Rolle hierbei spielen die aufholenden Effekte in der Konjunktur als Folge der Covid-19-Krise sowie der vermehrte Einsatz von fossilen Brennstoffen.
Prozentual am deutlichsten ist der Anstieg in der Stahlindustrie mit rund 12 Prozent bei der Erzeugung von Rohstahl. Um 6,4 Prozent respektive 7 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente sind die Emissionen im produzierenden Gewerbe, bezogen auf den Anteil an Energie, gestiegen. Im Jahr 2021 ist es im Bereich der Gebäude zu einer Minderung der Emissionsminderung von knapp 4 Millionen Tonnen auf rund 115 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente gekommen. Dies entspricht einem Minus von 3,3 Prozent. Der Gebäudesektor überschreitet, analog dem Vorjahr, trotz der Minderung an Emissionen, die erlaubte Menge der Jahresemission des Bundesklimaschutzgesetzes. Diese liegt bei 113 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalenten. Die Reduzierung der Emissionen lässt sich hauptsächlich als Sondereffekt auf deutlich verringerten Käufe von Heizöl zurückführen. Eine umfangreiche Aufstockung von den Heizöllagern hat, bedingt durch die günstigen Preise und in Erwartung des Gesetzes zur Brennstoffemission, bereits in den Jahren 2019 und 2020 stattgefunden. Demgegenüber steht der witterungsbedingte Anstieg des Erdgasverbrauchs.
Die Treibhausgasemissionen im Landwirtschaftssektor sind mit einem Minus von 2,0 Prozent und damit um gut 1,2 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente 61 Millionen Tonnen zurückgegangen. Damit liegt der Sektor mit der vom Klimaschutzgesetz des Bundes für das Jahr 2021 geforderten Menge der Jahresemission von 68 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalenten deutlich darunter.
Die Zahl der Tiere ist weiterhin rückläufig. Die Anzahl an Schweinen ist um 9,2 Prozent, diejenige der Rinder um 2,3 Prozent gesunken. Als Folge generierte sich weniger Gülle, sodass die Emissionen, welche mit der Düngung verbunden sind, um minus 4,0 Prozent gegenüber dem Jahr 2020 gesunken sind. Jedoch ist die deutliche Unterschreitung von der festgesetzten Menge bei der Jahresemission, insbesondere durch die methodischen Verbesserungen bei der Berechnung von den Emissionen, bedingt. Gegenüber dem Vorjahr sind diese Emissionen im Bereich des Abfallsektors um gut 8 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente und damit um 4,3 Prozent gesunken. Erneut bleibt der Abfallsektor und der vom Klimaschutzgesetz des Bundes-festgelegten jährlichen Menge an Emissionen von 9 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalenten unter dem festgesetzten Wert. Im Wesentlichen bestimmt wird der Trend durch die sinkenden Emissionen bei der Deponierung von Abfall aufgrund des Verbotes, organische Abfälle zu deponieren.
Wie gesetzlich vorgesehen, erfolgt die Prüfung der Emissionsdaten aus dem Jahr 2021 durch den Expertenrat für Klimafragen. Dieser bewertet die Daten im Zeitraum von einem Monat. Die zuständigen Minister haben im Anschluss zur Vorlegung eines Sofortprogramms drei Monate Zeit. Das Programm beinhaltet Vorschläge für Maßnahmen, welche den Verkehrs- und Gebäudesektor in Zukunft zum geplanten Ziel bringen sollen. Jedoch arbeitet die Bundesregierung bereits an einem Sofortprogramm für den Klimaschutz, welches die Anforderungen so weit als möglich erfüllen soll. Laut Aussagen von Dirk Messner müssen die Emissionen jährlich um 6 Prozent gemindert werden, damit die Ziele von der Bundesregierung bis ins Jahr 2030 erreicht werden. Seit dem Jahr 2010 waren es durchschnittlich weniger als zwei Prozent. Deutschland brauche nun eine gemeinsame Energieanstrengung, um dies zu schaffen, erklärte der Chef des Umweltbundesamtes. Gemeinsam müsse alle Kraft darauf verwendet werden, das Klima zu schützen und die Unabhängigkeit von der Energie aus Russland zu erreichen. Das im Rahmen der RED gesteckte und verbindliche Ziel von 18 Prozent am Bruttoendenergieverbrauch ist mit 19,3 Prozent bereits im Jahr 2020 übertroffen worden.
Nach den Rechenvorgaben des RED ist der Bruttoendenergieverbrauch aus erneuerbaren Energien in den Sektoren Verkehr, Strom und Wärme, im Jahr 2021 leicht auf 483 Milliarden kWh angestiegen. Dies entspricht einem Anteil von 19,7 Prozent für den gesamten Verbrauch der Bruttoendenergie. Hauptsächlich maßgebend war die Nutzung von mehr erneuerbaren Energien für Wärme, bedingt durch den kalten Winter. Der Anteil an erneuerbarer Wärme hat sich aus diesem Grund im Jahr 2021 von 15,3 auf 16,5 Prozent erhöht. Hinzu kommt, dass sich der für die Anteilberechnung maßgebende Heizölabsatz aufgrund der steigenden Ölpreise sowie den hohen Lagerbeständen rückläufig gezeigt hat. Verantwortlich für über die Hälfte vom gesamten deutschen Bruttoendenergieverbrauch ist der Bereich von Kälte und Wärme. Der Rückgang um sieben Prozent bei der Erzeugung von Strom mit erneuerbaren Energien ist auf das schlechte Windjahr 2021 zurückzuführen. Im Gegenzug ist in den vergangenen Jahren der Ausbau von Windenergieanlagen stagniert. Entsprechend ist der erneuerbare Anteil am Bruttostromverbrauch im Jahr 2020 von 45,2 Prozent auf 41,1 Prozent gesunken. Der Stromverbrauch entspricht ungefähr einem Viertel des gesamten deutschen Verbrauchs der Bruttoendenergie. Jedoch wird der reale Rückgang von der erneuerbaren Erzeugung für Strom für das europäische Monitoring nach RED mittels einer Regel zur Normalisierung als Ausgleich für Witterungseffekte über mehrere Jahre abgemildert.
Im Bereich Verkehr ist der Anteil von erneuerbaren Energien am gesamten Verbrauch der Endenergie im Jahr 2021 gegenüber dem Jahr 2020 von 7,6 Prozent auf 6,8 Prozent gesunken. Erklärt wird der Rückgang mit besonderen Regelungen bei der Übertragung aus den vergangene Jahren. Dies im Rahmen der erhöhten Anrechnung von Upstream-Emissionsminderungen sowie der Minderungsquote bei den Treibhausgasen. Verantwortlich für ein gutes Viertel des gesamten Verbrauchs an Energie ist der Verkehr.
Erschienen sind diese sowie weitere qualitätsgesicherte und aktuelle Daten per15.03.2022 im Papier für „Erneuerbare Energien in Deutschland – Daten zur Entwicklung im Jahr 2021“ von der Arbeitsgruppe Erneuerbare Energien-Statistik (AGEE-Stat). Die ersten verfügbaren Daten zum Einsatz für erneuerbare Energien werden in den Bereichen Verkehr, Strom und Wärme mit Berechnungen zu den damit verbundenen Effekten aus wirtschaftlicher Sicht und der Vermeidung von Emissionen ergänzt.
Redaktion poppress.de, Ever True Smile
Kommentare