Der USA-Experte Prof. Michael Hochgeschwender kann sich vorstellen, dass der amtierende US-Präsident Donald Trump durch die Coronakrise Rückenwind erhält.

Der Amerikanistik-Professor Dr. Michael Hochgeschwender sagte gegenüber dem Nachrichtenportal Watson, dass Trumps Aussage zu möglicherweise 200.000 Corona-Todesopfern in den USA diesem helfe. Das klinge natürlich zynisch, so der Experte. Doch wenn es am Ende weniger Tote gebe, dürfte das der US-Präsident als Erfolg für sich verbuchen. Er könne daher durchaus gestärkt aus der Krise hervorgehen. Schon jetzt kann sich Trump über enorm gestiegene Umfragewerte freuen. Er profitiert dabei von einem Phänomen, das in Krisen immer und überall zu beobachten ist: Sie stärken die Exekutive, weil diese handeln muss und damit auf sich aufmerksam macht. In Deutschland ist derzeit dieselbe Tendenz zu beobachten, denn die Union hat in der jüngsten Sonntagsfrage den höchsten Wert (37 %) seit 2017 erreicht, während alle anderen Parteien in der Wählergunst sinken. Donald Trump weiß diesen Effekt zu nutzen und inszeniert sich derzeit als starker Mann. Auf seinen Pressekonferenzen zeigt er „Leadership“. Gerade in den USA sehe man so etwas sehr positiv, so Prof. Dr. Hochgeschwender.

Der Amerikanistik-Experte verweist gleichzeitig darauf, dass der Eindruck trüge. Der US-Präsident sei bei Weitem nicht der starke Anführer, als der er sich darstelle. Dementsprechend übt der deutsche Professor scharfe Kritik an Donald Tumps Krisenmanagement. Dieser habe nicht nur eine rechtzeitige Reaktion auf die Pandemie in den USA versäumt, er habe auch gleich am Anfang seine Kommunikation „gegen die Wand gefahren“, indem er verkündet hatte, die Lage sei nicht so schlimm und er persönlich habe alles voll im Griff. Allerdings hätten es wohl in den letzten Tagen Trumps Berater geschafft, diesen zu einer deutlich rationaleren Linie zu bewegen – sowohl im Handeln als auch in der Außendarstellung. Im klassischen parteipolitischen Streit zwischen den Republikanern und den Demokraten sieht Prof. Hochgeschwender auch in der derzeitigen Krise keine Annäherung. Wiederum liege das an der Person des amtierenden US-Präsidenten, so der Politikexperte: Dieser unternehme nichts, um sein Land zu einen. Er bleibe auch in der aktuellen, wirklich bedrohlichen Krise ein Narzisst wie eh und je. Sein Universum drehe sich nur um ihn selbst. Erstaunlich sei, wie viele Menschen darauf hereinfallen.

Professor Dr. Michael Hochgeschwender gilt als erfahrener Kenner der US-Politik. Er lehrt nordamerikanische Kulturgeschichte, Kulturanthropologie und empirische Kulturforschung an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität.

Redaktion poppress.de, A-055824