Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat vor einer Entfremdung zwischen der Bundeswehr und der Gesellschaft gewarnt.
Bei einem Feierlichen Gelöbnis am Donnerstagabend aus Anlass des 65. Gründungstages der Bundeswehr im Schloss Bellevue in Berlin, dem Amtssitz des Bundespräsidenten, sagte Steinmeier, es wirke „paradox“, dass die Bundeswehr heute zwar mehr Verantwortung trage als jemals zuvor in ihrer Geschichte, dass sie aber im Bewusstsein und im Alltag der meisten Deutschen „fast unsichtbar geworden“ sei. In der Bundesrepublik früherer Tage habe es gar keinen Weg an der Bundeswehr vorbei gegeben, so Steinmeier weiter.
Damals habe es noch viel mehr Truppenstandorte gegeben als heute. Hunderttausende junge Männer hätten ihren verpflichtenden Wehrdienst bei der Bundeswehr abgeleistet, und „fast jede Familie hatte mit der Armee zu tun“, erinnerte Steinmeier die Gäste und Soldaten. Aber im Zuge der deutschen Vereinigung habe sich hieran vieles geändert, fuhr er fort. Mit dem Nachlassen der „existenziellen Bedrohung“ im alltäglichen Bewusstsein der Menschen habe auch das Interesse der Menschen an der Bundeswehr stark nachgelassen. Seit der Aussetzung der Wehrpflicht sei die Gesellschaft weniger über die „Bundeswehr von heute“ informiert. „Die Truppe ist heute deutlich kleiner, vielfältiger, bunter als damals“, sagte der Bundespräsident. Dies liege sowohl an ihren veränderten Aufgaben als auch an der demographischen Entwicklung.
Gleichzeitig sei die Bundeswehr aber auch professioneller geworden. Doch vieles von dieser neuen Wirklichkeit werde von den Bürgern gar nicht bemerkt. Steinmeier mahnte, es drohe hier „ein freundliches Desinteresse, eine Gleichgültigkeit, die dem Vertrauen zwischen Bundeswehr und Gesellschaft nicht dient“, und warnte in diesem Zusammenhang vor der Gefahr einer „gegenseitigen Verständnislosigkeit“ zwischen den Soldaten und der Gesellschaft. Hiermit dürfe man sich nicht einfach abfinden. Denn für Deutschland müsse auch weiterhin Gültigkeit haben, was seit 1955 bei der Neugründung der Bundeswehr ihre Maxime gewesen sei: „Armee und Gesellschaft dürfen sich in einer Demokratie niemals fremd werden“, betonte der Bundespräsident. Dieser Anspruch beinhalte für beide Seiten eine Verpflichtung.
Redaktion poppress.de, A-1010413
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