Die vom designierten US-Präsidenten Donald Trump geplante Wirtschaftspolitik wird erhebliche negative Folgen haben, erwartet Barry Eichengreen.
Der US-Wirtschaftsexperte meinte gegenüber dem „SPIEGEL“, dass die Wähler und Anhänger des Republikaners ein „böses Erwachen“ erleben werden. Eichengreen, der Ökonomie und politische Wissenschaften an der University of California in Berkley lehrt, verweist auf grundlegende Kenntnisse der Volkswirtschaftslehre.
Demnach kann nicht prognostiziert werden, wer durch Zölle stärker belastet wird – Hersteller aus dem Ausland oder die Konsumenten im Inland. Studierende stolpern bereits im ersten Studienjahr über dieses Problem, erklärt der Ökonom.
Donald Trump habe die Unkenntnis vieler Amerikaner ausgenutzt, die nicht einmal einen Grundkurs der Wirtschaftswissenschaften besucht haben. Viele von ihnen glauben, dass die Zölle ausschließlich zulasten der Ausländer gehen. Eichengreen ist sich jedoch sicher, dass die US-Verbraucher bald eines Besseren belehrt werden.
Als seltsam bezeichnet der Ökonom den Kreis der finanziellen Unterstützer Donald Trumps. Unter ihnen befinden sich Unternehmer wie Elon Musk, Marc Andreessen und Peter Thiel, die den Republikaner auch beraten. Eichengreen glaubt, dass die „Götter des Silicon Valley“ ihr Engagement bald bereuen. Sie werden feststellen, dass Zölle der Wirtschaft insgesamt schaden. Er weist darauf hin, dass gerade die genannten Unternehmer stark vom globalen Handel abhängen. Für den US-Ökonomen ergibt das Engagement von Musk, Andreessen und Thiel daher keinen Sinn. Um deren Beweggründe zu verstehen, benötige man kein Wirtschafts-, sondern ein Psychologiestudium.
Barry Eichengreen sieht jedoch nicht nur Probleme auf die USA zukommen. Auch exportstarke Nationen wie Deutschland werden in Schwierigkeiten geraten. Besonders den Mittelstand stellen die geplanten Maßnahmen der zukünftigen Trump-Administration vor große Herausforderungen. Die Konzerne werden leichter Lösungen finden. Sie verlagern ihre Produktion einfach in die USA und umgehen so die Zölle. Allerdings werden auch weltweit agierende Unternehmen wie Volkswagen vor Probleme gestellt. Sie könnten ihre Autos zwar in den Vereinigten Staaten produzieren, aber was ist mit dem Verschiffen von Autos und Autoteilen von Deutschland in die USA? Bei der Suche nach Lösungen wünscht Barry Eichengreen „viel Glück“.
Redaktion poppress.de, berufstouri
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