Elternvertreter plädieren für digitale Fortbildungsangebote für Lehrer vor Beginn des nächsten Schuljahres.
Der Shut-Down der Schulen hat nachdrücklich belegt, dass es dem deutschen Schulsystem an der notwendigen Zukunftsfähigkeit auf dem Gebiet des digitalen Lernens fehlt, betont Stephan Wassmuth, Vertreter des Bundeselternbeirats gegenüber dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“. Wir müssen dringendst die Kapazitäten und die Kompetenzen bei den Schulen aufbauen, damit wir auf die veränderte Unterrichtssituation angemessen reagieren können. Dies kann sinnvoll über die Sommerferien geschehen, wenn es bald entsprechende Angebote an den Schulen gibt. Diese Fortbildungen sind auch für die Lehrer von Interesse, die vor wenigen Monaten praktisch ohne Vorbereitung ihren Unterricht an die Corona-Herausforderungen ausrichten mussten.
Einen weiteren Problembereich, den die Elternvertreter in den Blick genommen haben, ist das Zurückfallen von schwächeren Schülern in der Zeit ohne Präsenzunterricht. Bis zum Beginn des nächsten Schuljahres, müssen wir alle Schüler wieder auf einem Unterrichtsniveau haben, damit ein sinnvoller Unterricht möglich ist. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die meisten Lehrer das Engagement besitzen und sich bestmöglich einbringen. Es gibt hier eine grundsätzliche Bereitschaft, sich auf die neuen Herausforderungen einzulassen.
Der Deutsche Philologenverband sieht den Vorschlag des Bundeselternbeirats allerdings kritisch. Eine Dienstverpflichtung für Pädagogen ist auf der Basis der geltenden Beschäftigungsverträge und des Beamtenrechts nicht möglich. Die Bereitstellung eines Fortbildungsangebots auf dem digitalen Sektor ist absolut notwendig und wir begrüßen jede Initiative des Staates auf diesem Sektor, aber nur als freiwilliges Angebot, schränkt Susanne Lin-Kitzing gegenüber dem „Redaktionsnetzwerk“ Deutschland ein. Wir sollten die Realitäten im Blick behalten und die sieht etwas differenzierter aus. Es ist derzeit übliche Praxis, den Pädagogen Zeitverträge über ein Schuljahr zu geben. Dies bedeutet, dass viele Lehrer, gerade die, welche ihre Ausbildung gerade abgeschlossen haben, in den Sommerferien arbeitslos sind und erst wieder im nächsten Schuljahr einen Folgevertrag bekommen. Auch die Abhaltung von Förderkursen für schwächere Schüler trifft nur auf ein geteiltes Echo bei dem Lehrerverband. Sommerkurse sind nicht das adäquate Instrument, wir benötigen ganzjährige Förderangebote. Auch hierfür fehlt das Personal.
Gerade die Gymnasiallehrer waren in den letzten Monaten weit über den Normalfall hinaus belastet. Die Sicherung der Abschlussprüfungen und der Aufbau eines koordinierten Modells aus Präsenz- und Fernunterricht hat den Kollegen alles abverlangt, verweist die Lehrervertreterin. Die Sommerferien sind immer schon eine Vorbereitungsphase auf das kommende Schuljahr und keine frei verfügbare Zeit.
Der Philologenverband sieht auf dem Sektor der Digitalisierung erheblichen Nachholbedarf. Es gibt einfach derzeit nicht ausreichend Fortbildungsangebote. Hier muss baldmöglich nachgebessert werden. Wenn derartige Angebote ganzjährig zur Verfügung stehen, sollte es den Pädagogen freigestellt sein, wie und wann sie ihre Fortbildung selbst organisieren, befürwortet Lin-Klitzing.
Redaktion poppress.de, NeoMatrix
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