Die Vorsitzende der Wirtschaftsweisen Monika Schnitzer kritisiert heftig den Kinderbetreuungs-Zustand in Deutschland, was FDP und Grüne richtig finden.
Maria Klein-Schmeink, Chefin der Bundestagsfraktion der Grünen, erklärte in der Montagsausgabe der „Welt“, dass ihre Partei die Kritik an der mangelnden Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit der Kinderbetreuung teilt. Dieser Zustand spiegele wider, was in vielen Familien Realität ist. Fehlende Kapazitäten in der Betreuung und die mangelnde Zuverlässigkeit hinsichtlich der Strukturen, würden vor allem Frauen treffen. Diese wären gezwungen, berufliche Pläne zu verschieben, was nicht hinnehmbar sei.
In den zur Funke-Mediagruppe gehörenden Zeitigungen hatte die Wirtschaftsweisen-Chefin Schnitzer zuvor die kritisiert, dass in Deutschland auf die Kinderbetreuung kein Verlass ist. Viele Familien wären auf die Hilfe von Babysittern oder Großeltern angewiesen, so die Wirtschaftsweise. Dies mache es Eltern schwer, wieder ins Berufsleben einzusteigen.
Darauf bezugnehmend führte die Vorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion aus, dass die Kinderbetreuung ein „zentraler Schlüssel für echte Gleichstellung“ sei. Es gehe jetzt darum, Betreuungen anzubieten und auszubauen, die verlässlich und flexibel sind. Sowohl der Bund, als auch die Länder stünden hier in der Verantwortung. Wichtige Schritte seien das Kita-Qualitätsgesetz und die Bereitstellung von vier Milliarden Euro für die kommenden beiden Jahre. Sie weist auch darauf hin, dass es notwendig ist, sich gemeinsam anszustrengen, um endlich flächendeckend mit der Gestaltung einer qualitätiv hochwertigen Betreuung zu beginnen.
Auch die stellvertretende Fraktionschefin der FDP, Gyde Jensen, äußerte sich zu dieser Thematik gegenüber „Welt“. Sie betonte, dass ein verlässlicher Zugang zu unterschiedlichen Angeboten der Betreuung ebenso elementar sei, wie frühkindliche Bildung in hoher Qualität. So würden Kindern unabhängig von ihrer Herkunft die Chancen eröffnet, die sie benötigen, um später den gewünschten Weg einschlagen zu können. Zudem wäre der Zugang zu einer hochwertigen Kinderbetreuung die Voraussetzung dafür, dass Eltern ihren Beruf ausüben können, und das mit ihren Pflichten in der Familie vereinbaren können.
Silvia Breher, Sprecherin für Familienpolitik der CDU-Fraktion, betont die besondere Bedeutung für unsere gesellschaftliche Zukunft, die der frühkindlichen Bildungsqualität beizumessen ist. Während der Regentschaft der Ampel habe sich deutschlandweit die Betreuungssituation spürbar verschlechtert. Vor allem in Kindertagesstätten sei gegenwärtig die Angespanntheit deutlich wahrzunehmen. Unter der Grünenpolitikern Lisa Paus, in ihrer Funktion als Bundesfamilienministerin, wäre keinerlei politischer Willen vorhanden gewesen, eine Kita-Politik auf die Beine zu stellen, die nachhaltig erfolgreich ist.
Die Unionspolitikerin Breher führte weiterhin aus, dass Investitionen, die für die Zukunft der Kinder dringend notwendig seien, ausbleiben. Das geschehe zum Leidwesen von Familien und Kita-Mitarbeitern. Stattdessen habe es folgenschwere Fehlentscheidungen wie das Beenden der Fachkräfteoffensive oder die Einstellung des Bundesprogramms zur Förderung von Sprach-Kitas gegeben. Die frühkindliche Bildung stehe an erster Stelle. Ihr gebühre politische Priorität, drückte Breher aus.
Martin Reichardt, Mitglied der AfD und familienpolitischer Sprecher seiner Fraktion im Bundestag, plädierte dafür, Eltern ein Betreuungsgehalt zu gewähren. Auf eine Kinderbetreuung, die zuverlässig ist, könne man schon seit Langem nicht mehr hoffen, sagte er sinngemäß. Man habe seitens der AfD immer wieder darauf aufmerksam gemacht, dass alle Kinderbetreuungsprojete scheitern werden, da es an Fachkräften mangelt. Trotzdem hätte der Bundestag sowohl ein Recht auf eine Ganztagsbetreuung für Grundschüler als auch das „Gute-Kita-Gesetz“ durchgewinkt. Die AfD-Fraktion vertritt einen anderen Ansatz. Was die Kinderbetreuung betrifft, favorisiert sie Wahlfreiheit. Reichardt betont die Wichtigkeit, einerseits eine staatliche Betreuung zielgerichtet zu fördern und andererseits die Betreuung in der Familie finanziell zu unterstützen.
Für die Gruppe der Linken sprach deren Vorsitzende Heidi Reichinnek. Sie nannte gegenüber der Welt Schnitzers Kritik „absolut berechtigt“. Im gesamten Kita-System bestünde eine Personal-, Finanzierungs- und Qualitätskrise. Seit Jahren gäbe es Klagen von Familien und Fachkräften über diese Probleme. Dennoch würde zu wenig passieren. Die Politikerin sprach sich im Namen der Linken dafür aus, spürbar mehr Geld für das Kita-System aufzuwenden. Damit ließen sich die Qualität und die Angebote der Betreuung steigern. Kinder hätten das Recht auf frühkindliche Bildung und einen Platz in einer Kita. Diese Dinge gehörten in den Mittelpunkt der Debatte, betonte Reichinnek.
Es ginge in Kitas nicht nur darum, Kinder zu verwahren, damit die Eltern ihrer Arbeit nachgehen können. Im Vordergrund stünde die pädagogische Arbeit. Es genüge nicht, dass die Kinder sauber und satt sind. Zudem forderte Reichinnek, einen Kita-Gipfel ins Leben zu rufen. Bei diesem sollten sich alle Beteiligten auf nötige Maßnahmen einigen, und festlegen, wie sie umgesetzt werden. Darüber hinaus müsste man die Finanzierung der Kinderbetreuung langfristig zwischen Kommunen, Ländern und Bund neu aufteilen.“
Redaktion poppress.de, Fennia
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