Das BKA erwartet, dass sich der Drogenhandel durch die Coronakrise vermehrt in den digitalen Raum verlagert
Im sogenannten Darknet ergeben sich dafür Anhaltspunkte, denn Rauschgift wird dort veräußert mit einem Preisnachlass von bis zu 20 %, im Vergleich zum März ist die Zahl der Angebote außerdem um etwa 18 % gestiegen. Dies geht hervor aus einem 28-seitigen Bericht des Bundeskriminalamtes, in den Samstagsausgaben der Funke Mediengruppe wird darüber berichtet werden. Das Papier des BKA stammt bereits vom 3. April 2020, es handelt sich dabei um eine Zusammenfassung einer Arbeitsgruppe aus Bund und Ländern, um die möglichen Auswirkungen und Folgen der Coronakrise hinsichtlich der Kriminalitätsentwicklung zusammenzufassen.
Konventionelle Deliktsarten werden zunehmend in den Onlinebereich verlagert. Auch die Kontaktaufnahme rund um sexuelle Dienstleistungen werden vermehrt ansteigen, so heißt es weiter im Bericht des Bundeskriminalamtes. Dabei stützt sich die Kripo auf Erfahrungswerte von Ländern, die bereits zu einem früheren Zeitpunkt vom Ausbruch sowie von den Auswirkungen der Infektion mit dem Corona Virus betroffen waren. Allein in Italien hat der Pornokonsum um fast 14 % zugenommen. Auf das Tatmittel Internet wird in dem Bericht des Bundeskriminalamtes speziell eingegangen, hier erwarten die Experten des BKA einen Anstieg in allen Deliktsbereichen. Auch bei der illegalen Kinderprostitution rechnen die Experten mit einem Anstieg. Prostitution und Zuhälterei werden vermehrt im geschützten Raum des Darknet stattfinden, so die Experten des BKA. Die Kontrollmöglichkeiten durch die Behörden werden dadurch erheblich behindert. Trotz der bundesweit geltenden Allgemeinverfügung zur Schließung von Bordellen, wird es sicherlich auch weiterhin eine Nachfrage geben. Prostituierte, vor allem aus dem Ausland, werden voraussichtlich in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Es heißt in dem Bericht des Bundeskriminalamtes weiter, dass diese Gruppe Ziel aller Art der Ausbeutung sein könnte, sofern eine Rückkehr in deren Heimatländer nicht möglich sei.
In dem Bericht des Bundeskriminalamtes wird auch detailliert eingegangen auf die mögliche Zahl steigender Deliktsfälle im Bereich häusliche Gewalt. Insbesondere die Angst vor Arbeitslosigkeit und die damit verbundene ökonomische Unsicherheit könnten laut BKA zu einer erheblichen Zunahme der häuslichen Gewalt führen, vor allem bei Familien mit Kindern. Auch Täter verlagern ihre Arbeit zunehmend ins Home Office, dadurch ergeben sich laut BKA ebenfalls Anhaltspunkte für eine gesteigerte Häufigkeit sexualisierter Gewalt Kindern gegenüber. Desinfektionsmittel und Atemschutzmasken seien laut BKA in der letzten Zeit in großem Stil aus Krankenhäusern gestohlen worden. Fahrzeuge des Güterverkehrs mit Mundschutz, Desinfektionsmittel oder Hygieneartikeln an Bord könnten auf Lkw Parkplätzen vermehrt Angriffen von sogenannten Planen-Schlitzern ausgesetzt sein. Diese schlagen vor allem dann zu, wenn die Fahrer von Gütertransporten ihre gesetzlich verpflichtenden Ruhepausen einlegen und besonders nachts.
Auch einige Fälle neuer Betrugsformen werden in dem Bericht des Bundeskriminalamtes beispielhaft aufgelistet. So etwa falsche Amtspersonen des Gesundheitsamtes, welche es insbesondere darauf abgesehen haben, bei älteren Menschen einen Corona Test durchzuführen. Dabei stehe stets das Ziel im Vordergrund, in die Wohnungen der Opfer zu gelangen um Wertgegenstände wie etwa Bargeld oder Schmuck zu erbeuten. Für scheinbare Corona Tests wurden in Einzelfällen bereits Preise von bis zu 7000 € verlangt. Das Papier des Bundeskriminalamtes vergleicht die Kriminalitätslage von 7 Staaten der EU sowie zusätzlich USA, China, Großbritannien und Türkei. Während die Türkei im Bereich der Rauschgiftkriminalität einen Rückgang erwartet, beklagt Tschechien im Bereich der Cyberkriminalität einen deutlichen Anstieg.
Durch die Coronakrise mussten auch die Coffeeshops in Holland schließen, in ihrem Papier weisen die Experten des BKA darauf hin, dass dadurch der Straßenhandel mit Marihuana und anderen Drogen zunehmend floriert. Und um medizinisches Gebrauchsmaterial zu entwenden, würden in Großbritannien die Zahl der Einbrüche signifikant zunehmen. Spanien verzeichnet eine deutliche Zunahme häuslicher Gewalt, während in den Vereinigten Staaten ein Rückgang bei Kapitaldelikten wie Mord, Vergewaltigung und Raub zu beobachten sei. Auch die Anzahl der Diebstähle sind in den USA rückläufig.
Redaktion poppress.de, Huppi
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