Franziska Giffey (SPD) befürchtet hohe Dunkelziffer bei häuslicher Gewalt gegen Kinder infolge des Corona-Shut-Downs.
Das Bundesfamilienministerium sieht in der gleichbleibenden Zahl gemeldeter Fälle von häuslicher Gewalt gegen Kinder keinen Grund zur Entwarnung. Wir gehen bei Gewalt- und Missbrauchsdelikten gegen Kinder von einer extrem hohen Dunkelziffer aus, erklärt Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) gegenüber der „Rheinischen Post“. Den Grund für die ausbleibende Steigerung der statistisch ermittelten Zahlen, erblickt die SPD-Politikerin in dem Umstand, dass die Kinder im häuslichen Umfeld isoliert sind. Die Meldungen spiegeln nicht die Realitäten wider. Ein erster wichtiger Schritt für die Kinder in gefährdeten Familien ist die Wiedereröffnung von Kitas und Schulen. Diese Jugendeinrichtungen sind ein für viele Kinder ein sicherer Rückzugsraum, wo sie auch in verlässliche Ansprechpartner haben. Erst wenn wir zu einer Normalität zurückgekehrt sind, werden wir das Ausmaß der stattgefundenen Gewalt beurteilen können, betont Giffey.
Auch die Ermittlungsbehörden gehen von einem Anstieg der Gewaltdelikte gegen Kinder in der Zeit des Lock-Downs aus. Holger Münch, Chef des Bundeskriminalamts, sieht eine klare Tendenz in der polizeilichen Kriminalitätsstatistik (PKS). Bei der Vorstellung der neuesten Kriminalitätsdaten, verwies der Polizeivertreter auf die besorgniserregenden Zahlen aus einer Sonderauswertung des Bundeskriminalamtes. Familienministerin Giffey sieht in dem erheblichen Anstieg der Inanspruchnahme von einschlägigen Beratungsangeboten, ein deutliches Signal für die Problemlage. Bei den Online- oder telefonischen Angeboten zeigen sich seit Beginn der Corona-Maßnahmen Steigerungsraten von bis zu 100 Prozent. Der Ausfall von Betreuungsangeboten hat zu einer enormen Belastung von Familien geführt, beklagt Giffey. Auch die Verlagerung der Aktivitäten von Kindern und Jugendlichen ins Netz zeigt eine neue Dimension der Gefährdung. Das Familienministerium arbeitet derzeit einen Gesetzentwurf aus, der den Schutz von Minderjährigen bei Benutzung von Internetdiensten zum Inhalt hat. Die großen Dienste müssen den Schutz von Kindern und Jugendlichen gewährleisten, fordert die Ministerin in der „Rheinischen Post“. Das sogenannte „Cybergrooming“ ist hier ein wichtiges Thema, um Minderjährige vor sexueller Anmache im Internet zu schützen. Ministerin Giffey sieht vor allem im Ausbau eines funktionierenden Melde- und Beschwerdesystem, ein Instrument des Jugendschutzes.
Redaktion poppress.de, NeoMatrix
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