Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland mindestens 21 Menschen, die über keinen festen Wohnsitz verfügten, ums Leben gebracht.
Veröffentlicht wurde diese Erkenntnis nach einer Presseauswertung der BAGW (Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe), die hierfür Berichterstattungen von sämtlichen Medien aus dem Jahr 2020 analysiert hat. Die 21 Opfer wurden in 13 Fällen durch Personen getötet, die ebenfalls wohnungslos gewesen sind.
Zudem stellte der Verband fest, dass in diesem Jahr bereits drei Tötungsdelikte gegen Obdachlose von den Medien aufgegriffen worden seien. Bei diesen drei Taten habe es sich bei den Tätern allerdings um Personen gehandelt, die über einen festen Wohnsitz verfügt haben sollen. Die BAGW hat zudem mitgeteilt, dass seit Beginn ihrer Aufzeichnungen im Jahr 1989 insgesamt 586 Gewalttaten an Wohnungslose mit einem tödlichen Ausgang begangen wurden sollen, wobei 323 Delikte durch ebenfalls obdachlose Menschen erfolgt seien. Des Weiteren seien in der gegenwärtigen Kälteperiode 22 wohnungslose Personen erfroren.
Bezüglich der tödlichen Gewalttaten befürchte die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe allerdings eine hohe Dunkelziffer, da in deren Dokumentation ausschließlich Vorkommnisse inkludiert würden, über die durch die lokalen oder bundesweiten Medien Berichterstattungen erfolgten. Werena Rosenke, Geschäftsführerin der BAGW, führte zudem an, dass die Gewalt gegenüber Obdachlosen durch Personen mit einem festen Wohnsitz oftmals sozialdarwinistisch motiviert seien. Nicht selten sei das Hassempfinden mit rechtsextremen Gesinnungen gepaart und ziele auf eine Demütigung des Gegenübers ab.
Rosenke machte ebenfall ihre Befürchtung deutlich, dass Gewalttaten gegen Wohnungslose nicht mit denselben Ressourcen aufgeklärt werden könnten, wie es bei anderen Gewalttaten der Fall sei. Obdachlose Menschen dürften auf keinen Fall Opfer einer zweiten Klasse sein. Die Geschäftsführerin des Verbands der Beratungsstellen für Betroffene von antisemitischer oder rassistischer Gewalt, Heike Kleffner, ließ parallel verlauten, dass gesellschaftliche Diskurse, in welchen Bezieher von diversen Leistungen auf abwertende Art in den Fokus gerückt werden, einen Einfluss auf die Bereitschaft für Gewalt von potentiellen Tätern resultieren lassen würden. Dies würde zu einer Stärkung des Gefühls führen, das Gewalttaten gegen Wohnungslose legitimiere.
Die Polizei in Berlin will in den letzten Jahren eine jährliche Steigerung von Gewalttaten gegen Obdachlose registriert haben. So seien es im Jahr 2015 noch 196 erfasste Delikte gewesen, sollen es 2020 bereits 478 erfasste Gewalttaten gewesen sein.
Redaktion poppress.de, Leo Stereo
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