Wolfgang Böhmer von der CDU ist kritisch, was die Äußerung Schäubles über den Vorrang des Lebens betrifft.
Wolfgang Böhmer, Sachsen-Anhalts ehemaliger Ministerpräsident, äußert sich über die jüngsten Äußerungen von Wolfgang Schäuble, Bundestagspräsident, zum Vorrang des Lebens distanziert. Er halte den Satz des Bundestagspräsidenten nicht für falsch, so Böhmer. Böhmer war selbst viele Jahre in Wittenberg Chefarzt auf der gynäkologischen Station. Gegenüber den Donnerstagsausgaben der Zeitungen des „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ relativierte Böhmer jedoch die Maßnahmen, die die Bundesregierung getroffen hatte.
Böhmer sagte, man solle vorsichtig sein. Er nannte die Maßnahmen notwendig, verhältnismäßig und richtig. Der CDU-Politiker sagte aber auch weiter, es gehe nicht ohne Härte und Konsequenz. Wenn man das nicht einsehe, solle man einmal nachsehen, wie in früheren Zeiten mit derartigen Pandemien umgegangen worden wäre. Böhmer bezog sich auf Zeiten Martin Luthers. Damals habe man Fenster und Türen von Pestkranken einfach zugemauert.
Auch der Gesundheitsexperte der SPD, Karl Lauterbach, sagte, die Feststellung Schäubles sei wahr. Gleichzeitig nannte Lauterbach Schäubles Statement nicht sehr hilfreich. Denn es komme der Eindruck auf, als sei man in Deutschland schon zu weit gegangen. In Wirklichkeit gehe es aber doch darum, in der Bevölkerung für die Disziplin zu kämpfen, so Lauterbach gegenüber den Zeitungen des „Redaktionsnetzwerk Deutschland“.
Schäuble hatte sich im „Tagesspiegel“ dahingehend geäußert, dass es nicht richtig sein könne, wenn der Schutz des Lebens über allen anderen Grundrechten stehen solle. Wenn er, Schäuble, höre, jeder Bereich des Lebens habe vor dem generellen Schutz des Lebens zurückzutreten, müsse er sagen: „Das ist in dieser Absolutheit nicht richtig“. Schäuble betonte auch, wenn man überhaupt von einem absoluten Wert des Lebens im Grundgesetz sprechen könne, dann sei das die Würde des Menschen. Die Würde des Menschen werde im Grundgesetz als „unantastbar“ beschrieben. Weiter sagte der Bundestagspräsident, man solle ferner die gewaltigen Folgen der Krise abwägen. In diesem Zusammenhang nannte Schäuble die ökonomischen, psychologischen und sozialen Auswirkungen. Er wies aber auch auf Auswirkungen der Coronakrise hin, die man jetzt noch gar nicht sehe. All dies gelte es abzuwägen. Der Bundestagspräsident ist sich sicher, dass es nicht richtig sein kann, einfach über zwei Jahre alle Abläufe stillzulegen. Man müsse sehen, so Schäuble, dass das ein Stilllegen aller Abläufe sehr schlimme Folgen haben werde.
Redaktion poppress.de, A & Omega
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