VdK-Präsidentin mahnt eine systematische Benachteiligung sozialer Berufe an und fordert Lehren aus der Corona-Krise.
Nachdem die Corona-Krise hinlänglich bewiesen hat, wie wichtig die sozialen Berufe für eine Funktionieren der Gesellschaft sind, fordert Verena Bentele, Präsidentin des Sozialverbandes VdK, in der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ eine Neubewertung der Pflegeberufe. Wir haben in den Medien viel von den „Helden des Alltags“ gehört, die auch in der Phase des Lock-Downs das System am Laufen gehalten haben, aber wir benötigen auch den sachlichen Blick auf die Probleme dieses Berufsfelds. Eine Analyse zeigt schonungslos, dass die Pflege in den letzten Jahrzehnten systematisch vernachlässigt wurde. Wenn jetzt die „Systemrelevanz“ gefeiert wird und ein Pflegebonus vom Bundestag verabschiedet wird, sind dies sympathische Gesten, die aber nichts an den Grundproblemen ändern, betont Bentele. Die Arbeitsbedingungen in den sozialen Berufen müssen den Anforderungen an die Arbeitnehmer angepasst werden. Hierunter versteht die VdK-Präsidentin in erster Linie eine materielle Verbesserung der Situation der Pflegenden, attraktivere Arbeitszeiten, aber auch eine neue Kultur der Verantwortung und Aufgabendelegierung. Wir haben in der Pflege ein akutes Fachkräfteproblem, das wir nur lösen können, wenn wir den Berufsalltag so gestalten, dass Interessenten angesprochen werden. Die derzeitige Überforderung und Unterbezahlung führe aber zum Gegenteil, nämlich zur Abwanderung von Fachpersonal.
Der Pflegebonus in der Folge von Corona in Höhe von 1.000 bis 1.500 Euro ist ein Signal. Die sozialen Berufe können nicht länger als Mindestlohnbereiche definiert werden, sondern es bedarf eines Tarifvertrags für alle Qualifikationsstufen. Die VdK-Präsidentin bezieht sich auf die seit dem 1.Juli geltende Mindestlohngrenze in der Pflege von 11,60 Euro pro Stunde für angelerntes Personal in Westdeutschland und Berlin. In den neuen Bundesländern beträgt die Untergrenze 11,20 Euro. Für ausgebildete Pflegekräfte stieg der Stundensatz auf mindestens 15 Euro mit einer zusätzlichen neuen Urlaubsregelung.
Unterstützung erhält die VdK-Präsidentin von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Dieser hatte ein grundlegendes Umdenken in Bezug auf die Bewertung von Arbeit am Menschen verlangt. Der Corona-Lock-Down sollte Jedem klar gemacht haben, dass unsere Gesellschaft auf ein Funktionieren unserer Infrastruktur angewiesen ist. Hier reicht die Rede von den „Helden des Alltags“ nicht aus. In unserer Gesellschaft drückt sich Wertschätzung eben auch durch Geld aus, deshalb ist eine materielle Besserstellung dringend geboten.
Redaktion poppress.de, NeoMatrix
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