Von den Ende Februar 2020 bis Mitte April 2020 in deutschen Krankenhäusern aufgenommen Covid-19-Patientinnen und Patienten sind 22 Prozent verstorben.
Die Sterblichkeit bei Patientinnen und Patienten, welche auf eine künstliche Beatmung angewiesen waren, lag bei 53 Prozent. Mit 16 Prozent ist die Sterblichkeitsrate bei Patientinnen und Patienten ohne künstliche Beatmung deutlich tieferen. Gesamthaft wurden 17 Prozent von Covid-19 Patienten künstlich beatmet. Diese Zahlen haben eine Analyse der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) sowie der Technischen Universität Berlin ergeben, welche im Fachmagazin für Medizin „The Lancet Respiratory Medicine“ veröffentlicht wurden. Die Auswertung basiert auf Daten im Zeitraum vom 26. Februar 2020 bis 19. April 2020, welche bei ungefähr 10.000 Patienten mit einer positiven Covid-19-Diagnsoe durchgeführt wurde.
Die Auswertung der Abrechnungsdaten von der AOK beinhalten knapp ein Drittel von der deutschen Bevölkerung. Die Ergebnisse haben ergeben, dass die Sterblichkeit von behandelten Männern aufgrund von Covid-19 mit 26 Prozent um 6 Prozent höher lagen als diejenige der Frauen mit 19 Prozent. Die Sterblichkeitsrate bei älteren Patientinnen und Patienten war, unabhängig vom Geschlecht, sehr hoch: In der Altersgruppe von den 70 bis 79-Jährigen Patientinnen und Patienten sind 27 Prozent, im Bereich der ab 80-Jährigen Menschen 38 Prozent gestorben. 53 Prozent und damit etwas mehr als die Hälfte der künstlich beatmeten Patienten sind verstorben. Die höchsten Sterblichkeitsraten von künstlich beatmeten Patientinnen und Patienten mit Covid-19 verzeichnet sich die Altersgruppe von 70- bis 79-Jährigen mit 63 Prozent und Patientinnen und Patienten ab 80 Jahren mit 72 Prozent. Ebenfalls hoch mit 73 Prozent ist die Sterblichkeitsrate bei 27 Prozent der zu beatmenden Menschen, welche während ihres Aufenthaltes im Krankenhaus eine zusätzliche Behandlung durch die Dialyse aufgrund eines Nierenversagens erfahren haben.
Sowohl Frauen als auch Männer haben im Fall einer Beatmung eine ähnliche Sterblichkeit aufgezeigt. Zwar war die Sterblichkeit bei Patienten ohne Beatmung geringer, jedoch erreichte diese trotzdem noch 16 Prozent und korrelierte auch hier mit dem Alter von der Sterblichkeit. Von 10.021 stationär behandelten Patienten mit Covid-19 wurden gesamthaft 1.727 davon künstlich beatmet, was 17 Prozent entspricht. Eine invasive Beatmung hat etwas mehr als drei Viertel von den Patienten erhalten. Sowohl in den Gruppen der nicht beatmeten sowie künstlich beatmeten Patientinnen und Patienten lag das Durchschnittsalter bei 68 Jahren. Anteilsmäßig unterscheiden sich die beatmeten Menschen in den Altersgruppen wie folgt: 13 Prozent ab 80 Jahren, 25 Prozent bei den 70- bis 79-Jährigen, 24 Prozent bei den 60- bis 69-Jährigen und 15 Prozent in der Altersgruppe der 18- bis 59-Jährigen. Christian Karagiannidis von der Lungenklinik Köln-Merheim sagte, dass zwar der Anteil von älteren erkrankten Menschen mit einer Beatmung relativ niedrig sein, jedoch könne nicht davon ausgegangen werden, dass deutschlandweit alle Patientinnen und Patienten eine Beatmung erfahren hätten, bei welchen es therapeutisch notwendig gewesen wäre. Bundesweit hätte es während der Pandemie zu jederzeit genügend Betten gehabt.
Ein Studienvergleich auf internationaler Ebene gestalte sich, aufgrund von unterschiedlichen Stichproben, schwierig, so Christian Karagiannidis weiter. Jedoch gäbe es Hinweise darauf, dass in anderen Ländern tendenziell weniger Menschen mit Covid-19 in einem hohen Alter, vermutlich aus Gründen der Kapazität, künstlich beatmet wurden. Ebenfalls interessant sind die Ergebnisse der Verteilung zwischen den beiden Geschlechtern: Mit 22 Prozent war der Anteil von den künstlich beatmeten Männern fast doppelt so hoch wie mit 12 Prozent bei den Frauen, während sich die Sterblichkeit auf einem vergleichbaren Niveau hält. Gemäß Christian Karagiannidis lässt sich aus den Daten der Abrechnungen der deutliche Unterschied nicht erklären, sodass ein weiterer Bedarf an Forschungen bestünde. Stationär behandelte Patientinnen und Patienten welche an Covid-19 erkrankt sind, weisen oft einige Begleiterkrankungen auf. Im Vergleich zu den Patientinnen und Patienten ohne Beatmung liegt der Anteil mit Begleiterkrankung von denjenigen, welche auf eine Beatmung angewiesen sind, deutlich höher. Als Beispiel hatten 24 Prozent der Patienten, welche nicht künstlich beatmet wurden, Herzrhythmusstörungen, während es bei den beatmeten Patienten 43 Prozent waren. Eine Erkrankung von Diabetes lag bei 26 Prozent von nicht künstlich beatmeten und 39 Prozent bei Patientinnen und Patienten mit einer Beatmung vor. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer von Covid-19-Erkrankten im Krankenhaus betrug 14 Tage und war mit 25 Tagen bei Patientinnen und Patienten mit Beatmung deutlich länger als bei nicht künstlich beatmeten Menschen mit 12 Tagen und im Mittel mit 10 Tagen. Mehr als 21 Tage mussten 23 Prozent der zu behandelnden Patientinnen und Patienten künstlich beatmet werden. Mit dieser Auswertung liegen hilfreiche Zahlen in Bezug auf die Projektionen für die Nutzung von den Kapazitäten im Krankenhaus sowie im Bereich der künstlichen Beatmung vorliegen. Auf 100 stationäre Patientinnen und Patienten fallen im Durchschnitt 204 Tage für die künstliche Beatmung an.
Für die Vorbereitung auf eine zweite Welle der Pandemie sind diese Zahlen wichtig. Der Professor für Management im Gesundheitswesen an der TU Berlin, Reinhard Busse, sagte, dass bei höheren Infektionszahlen in Bezug auf normale Krankenhausbetten keine Probleme zu erwarten seien.
Redaktion poppress.de, Ever True Smile
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