CDU-Politikerin und Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Anette Widmann-Mauz, sieht offene Gesellschaft als Vorteil in der Pandemie.
Das bundesdeutsche Gesundheitswesen ist ohne den Beitrag von Menschen mit Migrationshintergrund nicht mehr funktionsfähig, betont Staatsministerin Anette Widmann-Mauz gegenüber der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Die Corona-Pandemie hat uns diesen Sachverhalt in aller Deutlichkeit vor Augen geführt, so die CDU-Politikerin. Sowohl als Ärzte in den Krankenhäusern, als auch als Fachpersonal in der Pflege, sind Migranten zu einem systemrelevanten Teil unseres Gesundheitssystems geworden.
Gerade die Leistung des bundesdeutschen Pharmaunternehmens Biontech in der Impfstoffentwicklung und den herausragenden Beitrag der Unternehmensgründer Özlem Türeci und Ugur Sahin, sind ein positives Signal für die offene Gesellschaft. Die beiden Wissenschaftler mit türkischen Wurzeln haben nicht nur die Kapazitäten des Forschungsstandorts Deutschland deutlich gemacht, sie haben auch gezeigt, was Integration zu leisten vermag. Wenn wir die Pandemie überwinden, ist dies auch zu einem großen Teil den Fähigkeiten dieser Wissenschaftler und ihrer Innovation auf dem Impfsektor zu verdanken. Widmann-Mauz weist allerdings auch auf eine andere Seite der Pandemie hin. Migranten sind zu einem überproportionalen Anteil an den Erkrankungen mit schwerem oder sehr schwerem Verlauf beteiligt. Dies zeigt uns, dass unsere Informationen und Aufklärungskampagnen noch nicht in allen Bevölkerungskreisen angekommen sind. Hier müssen wir als Gesellschaft noch deutlich offensiver handeln. Die CDU-Politikerin kritisierte die aktuelle Debatte um die soziale Dimension der Pandemie und mahnte zunächst die Schaffung einer wissenschaftlichen Datenbasis an. Derzeit gibt es noch keine verlässlichen Daten, da die Herkunft nicht zu den vom RKI erhobenen Zahlen gehört. Dennoch weisen die ersten Analysen auf ein Informationsdefizit hin, das zum Teil auch der sprachlichen Barriere geschuldet ist, so die Integrationsbeauftragte. Widmann-Mauz betont die Aktivitäten der Bundesregierung im Hinblick auf die notwendige Aufklärung und Information. Der Bund und die Länder haben in einer gemeinsamen Initiative mit Organisationen und Verbänden von Migranten Materialien in über 20 Sprachen entwickelt und in Umlauf gebracht. Für diese Aktivitäten hat die Bundesregierung Mittel von insgesamt 800.000 Euro zur Verfügung gestellt.
Die Bundesregierung bekennt sich zu einer umfassenden Strategie der Diversität. Die Realität der Gesellschaft muss zum Beispiel auch in den öffentlichen Verwaltungen abgebildet werden. Hier zeigen sich noch eklatante Defizite. Nur 12 Prozent der Angestellten im öffentlichen Dienst weisen einen Migrationshintergrund auf. Die Pandemie zeigt eindringlich, dass auch hier Vielfalt und Diversität ein großer Vorteil ist. Interkulturell aufgestellte Teams zeigen auch in der Verwaltungspraxis eine höhere Flexibilität und Innovationskraft. Der Ausbau der interkulturellen Basis sollte zu einem festen Bestandteil der Personalpolitik von Bund, Ländern und Kommunen werden, so die Migrationsbeauftragte in der „Neuen
Osnabrücker Zeitung“.
Redaktion poppress.de, NeoMatrix
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