Ricardo Guadalupe, Chef der Nyoner Uhrenmarke Hublot, konstatiert für die Schweizer Uhrenindustrie gegenwärtig die „schlimmste Krise ihrer Geschichte“.
Gegenüber dem „Handelsblatt“ sagte Guadalupe, seine Branche werde im Jahr 2020 voraussichtlich Umsatzrückgänge von bis zu 30 Prozent hinnehmen müssen. Auf die Frage nach der möglichen Schließung von Manufakturen antwortete der Schweizer Manager, dass die üblichen, branchenübergreifenden Marktgesetze in Kraft seien: Die Starken würden überleben, kleinere Betriebe hingegen wie die Manufakturen müssten mit echten Problemen rechnen. Das schon derzeit bestehende Hauptproblem sei die mangelnde Liquidität. Wer nicht über Barbestände verfüge, mit denen der Betrieb mindestens 18 Monate aufrechtzuerhalten sei, dürfte wohl unweigerlich in Existenznot geraten. Guadalupe warnte einerseits vor den direkten Folgen von Corona, andererseits vor denen der weltweiten Shutdowns. Dem medizinischen folge ein ökonomisches Drama. Es gebe eine weltweite Verbraucherkrise. Der Konsum sei faktisch zum Stillstand gekommen. Es sei bislang nicht geklärt, wann Geschäfte wieder geöffnet werden dürften. Zudem stelle sich die Frage, wie schnell die Menschen wieder den gewohnten Mechanismen vertrauen würden.
Zu seinem eigenen Unternehmen merkte der Schweizer Manager an, dass 80 Prozent des Hublot-Verkaufsnetzes in den ersten Pandemie-Wochen „wie tot“ gewesen seien. In diesem Umfang habe sich das auch in fehlenden Umsätzen niedergeschlagen. Indes macht der Experte für Luxusgüter einen Hoffnungsschimmer in China aus. Chinesische KäuferInnen seien inzwischen die wichtigsten Abnehmer der globalen Luxusgüterindustrie. Das Reich der Mitte sehe er gegenwärtig schon wieder auf Wachstumskurs. In Festland-China gebe es mit Stand Juni 2020 schon wieder Wachstumsraten von mehr als 30 Prozent. Natürlich, so Guadalupe einschränkend, kompensiere das längst nicht die Einbußen durch die derzeit eingestellte Reisetätigkeit der Chinesen. Diese dürften schließlich aktuell keine Urlaube in den USA und Europa verbringen. Dort hätten sie sonst immer gern in den Boutiquen vorbeigeschaut. Der Hersteller Hublot gehört zu LVMH. Unter dem Dach des französischen Luxuskonglomerats sind viele prominente Marken vertreten. Hublot setzte zuletzt jährlich etwa 700 Millionen Schweizer Franken um. Damit vertritt der Uhrenhersteller eine der erfolgreichsten Schweizer Marken.
Redaktion poppress.de, A-055824
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