Bei der Deutschen Lufthansa könnten wegen der Coronakrise unter Umständen demnächst betriebsbedingte Kündigungen anstehen.

Die Lufthansa teilte am Donnerstag (6. August 2020) mit, dass man wegen der Marktentwicklungen im internationalen Luftverkehr und auch wegen des Verlaufs der Verhandlungen mit den Tarifpartnern zu notwendigen Krisenvereinbarungen betriebsbedingte Kündigungen zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht mehr ausschließen wolle. Auch für Deutschland sei ihre Vermeidung nicht mehr realistisch. Die Lufthansa hatte zuletzt ihr Restrukturierungsprogramm ReNew auf den Weg gebracht. Dieses inkludiert auch den Abbau von insgesamt 22.000 Vollzeitstellen in der kompletten Lufthansa-Gruppe.

Ihre Konzernflotte will die Lufthansa nun dauerhaft um nicht weniger als 100 Flugzeuge verkleinern. Auch Geschäftsführungs- und Vorstandsgremien der Konzerngesellschaften werden verkleinert. Die Zahl der Konzernführungskräfte soll um ein Fünftel schrumpfen. Die Administration der Lufthansa AG muss sich voraussichtlich von 1.000 Managerinnen und Managern trennen. Inzwischen ist die Mitarbeiterzahl der Lufthansa-Gruppe mit Stand vom 30. Juni 2020 um 8.300 Beschäftigte im Vergleich zum selben Datum des Vorjahres gesunken. Aktuell beschäftigt der Konzern noch rund 129.400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ein Konzernsprecher beschrieb die gegenwärtige Zäsur im globalen Luftverkehr als dramatisch.

Der Chef der Lufthansa Carsten Spohr rechnet vor dem Jahr 2024 mit keiner anhaltenden Erholung. Frühestens zu diesem Zeitpunkt könne das Vorkrisenniveau erreicht werden, was aber auch von der Entwicklung der Corona-Pandemie abhänge. Insbesondere bei den Langstreckenverbindungen erwarte er partout keine schnelle Erholung. Der Konzern hatte im ersten Halbjahr 2020 mit etlichen Maßnahmen gegen die Krise angesteuert, müsse sich aber laut seinem Chef dennoch tiefgreifend restrukturieren. Spohr ist der Auffassung, dass sich die gesamte Luftfahrtbranche an eine neue Lage anpassen muss. Im zweiten Quartal 2020 musste die Lufthansa einen weiteren Milliardenverlust hinnehmen. Das Konzernergebnis wies ein Minus von 1,5 Milliarden Euro zwischen April und Juni 2020 auf. Im Vorjahreszeitraum hatte der Konzern noch 226 Millionen Euro verdient.

Redaktion poppress.de, A-055824