Mit Empörung hat der Handelsverband Deutschland (HDE) auf die Äußerungen von Bundesfinanzminister Olf Scholz reagiert, dass die unvollständige Ausschöpfung der Covid-19-Hilfen eine verbesserte Lage von den Betrieben widerspiegeln würde.
Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer der HDE, sagte gegenüber der „Welt“ für die Ausgabe am Freitag, dass Olaf Scholz die existenzielle Not von zehntausenden Handelsunternehmen verkennen würde. Es sei sich nicht sicher, ob dahinter blanker Hohn oder völlige Ignoranz stecke.
Vielmehr werde die Unterstützung unvollständig in Anspruch genommen, weil es kompliziert sei, diese zu beantragen und nicht schnell genug verfügbar sei. Die Voraussetzungen für den Zugang zu den Hilfen seien unpassend und zu verantworten habe das Olaf Scholz, führte Stefan Genth weiter aus und sagte, dass das Geld einfach nicht bei den Unternehmen ankommen würde.
Zum zweiten Mal während der Pandemie ist der stationäre Einzelhandel, mit Ausnahme von Supermärkten und Drogerien, seit Mitte Dezember 2020 komplett geschlossen. Nach Angaben der HDE stehen in Deutschland rund 50.000 von den knapp 200.000 Handelsunternehmen vor dem Aus und eine viertel million Arbeitsplätze sind gefährdet. Aufgrund der unfairen Behandlung des Handels sowie den Hürden in der Bürokratie seien im ganzen letzten Jahr, zum Beispiel im Vergleich zu der Gastronomie, bei den Handelsunternehmen lediglich 90 Millionen an Überbrückungshilfen angekommen. Aus diesem Grund rechnet der Chef der HDE, insbesondere aus dem Einzelhandel im Textilbereich, mit einer Klagewelle der Handelsunternehmen.
Stefan Genth fordert, dass in Zukunft bei Entscheidungen zum Lockdown Veränderungen aufgrund der anlaufenden Impfkampagne berücksichtigen werden. Womöglich müsse die Konzentration auf die Zahl der neuen Infektionen bei der Virusbekämpfung infrage gestellt werden. Gegenüber der Zeitung sagte der HDE-Chef, nach der Meinung von vielen Fachleuten erscheine der Inzidenzwert von 50 im Frühjahr2021 absehbar als nicht erreichbar. Es müsse darüber nachgedacht werden, ob dies in Bezug auf den Umgang mit der Pandemie noch die richtige Zielgröße sei. Wenn sich der Lockdown bis Ostern fortsetzen würde, so würde dies kaum ein Unternehmen jenseits vom Lebensmittelhandel überleben. Den Textilgeschäften würde gerade die Geschäftsgrundlage entzogen. Ein verbesserter Schutz vor einer Ansteckung durch eine mögliche Pflicht zum Tragen von FFP2-Masken, wie dies zurzeit bereits in Bayern der Fall sei, könne ebenfalls bei der Entwicklung von Strategien zur Lockerung helfen.
Redaktion poppress.de, Ever True Smile
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