Der Verband Deutscher Realschullehrer (VDR) appelliert an Unternehmen, ihre Ausbildungstätigkeit auch in der Corona-Krise fortzusetzen.
Die Auswirkungen der Lock-Down-Maßnahmen in der Wirtschaft wird zu einer deutlich sinkenden Bereitschaft der Unternehmen führen, Jugendliche in Ausbildungsverhältnisse zu übernehmen, befürchtet der Vorsitzende des Verbands Deutscher Realschullehrer, Jürgen Böhm. Es ist aktuell nicht nur notwendig die Unternehmen vor der Insolvenz zu schützen, sondern auch deren Ausbildungstätigkeit aufrecht zu erhalten. Eine Ausbildungsprämie wäre ein geeignetes Instrument, um den Jugendlichen, die sich jetzt in den Abschlussprüfungen von Haupt- und Realschulen befinden, eine Perspektive zu geben, fordert Böhm in der Sendung „Die richtigen Fragen“ der „Bild“-Redaktion.
Das duale Ausbildungssystem ist ein wichtiger Standortfaktor der deutschen Industrie und Wirtschaft. Wir dürfen diesen Vorteil unseres Ausbildungssystems nicht leichtfertig aufs Spiel setzen. Die Unternehmen müssen jetzt in der Krise auch an die Zukunft denken und ohne Einschränkung auf die duale Ausbildung setzen, mahnt der Lehrervertreter. Es zeichnet sich derzeit ein erheblicher Einbruch auf dem Ausbildungsmarkt ab, der mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln abgewendet werden müsse. Die Realschulen versuchen, ihren Schülern trotz der erschwerten Bedingungen einen vollwertigen Abschluss zu ermöglichen. Dies erfordert sehr viel Flexibilität und Einsatz von den Schulen. Allerdings kann der Unterrichtsausfall der letzten Monate nicht vollständig kompensiert werden. Wir werden bei den Lehrplaninhalten Abstriche machen müssen, beklagt der Realschullehrerverband. Die Klassenverbände müssen aufgrund der Hygienevorschriften aufgelöst werden. Es läuft auf eine Halbierung der Präsenzzeit hinaus, mit entsprechenden Auswirkungen auf die vermittelten Inhalte. Vielleicht schaffen wir, wenn alles optimal läuft, auch eine 2/3-Lösung. Der Realschullehrerverband kritisiert die die fehlenden digitalen Lernangebote an deutschen Schulen. Die Digitalisierung erfordert eine deutliche Steigerung der öffentlichen Mittel in die Ausstattung der Schulen und der Schüler. Das öffentliche Bildungssystem hat in den letzten Jahren Einsparungsprogramme durchlaufen, die sich jetzt rächen. Es fehlt überall an technischer Infrastruktur, um die Ausfälle aufzufangen. Es gibt aktuell ein Förderprogramm zur digitalen Bildung im Umfang von 5 Milliarden Euro. Aber nur ein geringer Bruchteil davon ist in Anspruch genommen worden. Deswegen fehlen uns jetzt konkrete und funktionierende Kommunikationsplattformen in den Schulen. Wir müssen in Zukunft deutlich mehr tun, mahnt Böhm gegenüber der „Bild“-Redaktion.
Redaktion poppress.de, NeoMatrix
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