Der Fraktionschef der Linken Dietmar Bartsch kritisiert den Ministerpräsidenten von Bayern Markus Söder (CSU). Dessen öffentliche Auftritte der jüngsten Zeit dienten der Eigenprofilierung während der Corona-Bekämpfung.

Bartsch sagte gegenüber dem Nachrichtenportal Watson, dass es ein Problem sei, dass die Pandemie in dem Moment relevant wurde, als man gleichzeitig in der Union über die Kanzlerkandidatur diskutiert habe. Es sei aber nicht jedes Handeln und jeder Auftritt eines Ministerpräsidenten allein an der Krisenbewältigung orientiert. Man müsse gerade bei Markus Söder feststellen, dass dieser die Krise ganz offensichtlich zur Eigenprofilierung nutzt. Kritisch sieht es der Linken-Chef, dass derzeit die Beliebtheitswerte von Söder in Umfragen stark steigen. Er kritisiere gerade deshalb Söder jetzt öffentlich. Dieser könnte sonst vielleicht wirklich Kanzler werden. Das wolle er gern verhindern. Indes hat Altbundeskanzler Gerhard Schröder die Arbeit von Söder sehr gelobt. Auch dazu äußerte sich Bartsch. Er sagte dazu, dass Markus Söder offensichtlich von Schröder gelernt habe. Dieser gilt als eine Art Vorreiter der Selbstvermarktung in Krisen. Er habe beim Elbehochwasser den Leuten nicht wirklich persönlich geholfen, jedoch sich selbst, als er sich mit Schippe und Gummistiefeln ablichten ließ, so Bartsch.

Der Linken-Chef hinterfragt, ob betreffende Inszenierungen für den jeweiligen Politiker wirklich nachhaltig wirken. Ob Gerhard Schröder an der Elbe steht oder in China der berühmte Sack Reis umfällt, dürfte das Elbehochwasser wohl nicht interessiert haben. Genauso wenig würde es das Coronavirus interessieren, ob Markus Söder am Flughafen steht, wenn neue Schutzmasken angeliefert werden. Bartsch kritisierte auch falsche Prioritäten der Politik in der gegenwärtigen Krise. Es könne nicht sein, dass die Automobilindustrie Wirtschaftshilfen erhalte, es aber keine Unterstützung von Familien gebe. Das erwecke inzwischen den Eindruck, als habe sich die Autolobby schon im Vorzimmer des Kanzleramts eingerichtet. Daher fordert der Chef der Linken einen „Kindergipfel“ anstelle des bevorstehenden Autogipfels, der wohl kommende Woche im Kanzleramt stattfinden wird. Zur Besetzung des sogenannten Coronakrisenkabinetts sagte Bartsch, dort seien die Verteidigungsministerin und der Innenminister vertreten, jedoch nicht der Arbeitsminister und die Familienministerin. Das lasse tief blicken. Der Wohlstand Deutschlands sei aber auch ein Ergebnis der guten Bildungspolitik in den vergangenen Jahrzehnten. Diese dürfe man um keinen Preis krisenbedingt vernachlässigen. Er könne seinen Enkeln nicht erklären, weshalb sie nicht zur Schule oder in die Kita gehen könnten, während das sonstige Leben im Land schon wieder ziemlich normal läuft, so Bartsch.

Redaktion poppress.de, A-055824