Im Laufe der letzten Woche sind 6.355 Lehrer in Nordrhein-Westfalen nicht zur Arbeit erschienen, weil sie nach Beurteilung ihrer Ärzte in dem Fall, dass sie sich mit dem Corona-Virus infizieren, mit einem schweren Verlauf einer Covid-19-Erkrankung zu rechnen haben. Dies sind 3,1 Prozent der insgesamt 205.000 Lehrer des Bundeslandes.

Wie die in Bielefeld erscheinende Tageszeitung „Westfalen-Blatt“ berichtet, waren in der Vorwoche noch 9.225 (4,5 Prozent) der Lehrerinnen und Lehrer zu Hause geblieben. Die Zeitung beruft sich hierbei auf Angaben des nordrhein-westfälischen Schulministeriums in Düsseldorf. Yvonne Gebauer (FDP), die Schulministerin von Nordrhein-Westfalen, bezeichnete den Rückgang als „erfreulich“ und sagte, die verbesserte Personalversorgung werde mit sich bringen, dass die Schulen des Landes auch in Zeiten von Corona „für beste Bildung sorgen können“. Auch Maike Finnern, die Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Nordrhein-Westfalen, erklärte der Zeitung, dieser Rückgang der Zahlen mache deutlich, wie groß das Interesse der Lehrkräfte daran sei, „Schüler in diesen schwierigen Zeiten zu unterstützen“.

Bereits seit Ende Mai müssen Lehrerinnen und Lehrer in Nordrhein-Westfalen ein ärztliches Attest vorlegen, wenn sie sich vom Präsenzunterricht befreien lassen möchten. Aus diesem Attest muss hervorgehen, dass ihnen im Falle einer Corona-Infektion das Risiko eines „schweren Verlaufs“ einer Covid-19-Erkrankung droht. Das Schulministerium möchte nicht mitteilen, welche die wichtigsten festgestellten Diagnosen in den mehreren tausend Attesten sind. Das Land akzeptiert die vorgelegten Atteste der Hausärzte, ohne sie von Amtsärzten kontrollieren zu lassen. Wie das Schulministerium mitteilte, wird auf eine solche amtliche Überprüfung verzichtet, um die Gesundheitsämter der Kommunen nicht noch weiter zu belasten.

In Schleswig-Holstein hatte die Prüfung von Attesten für Empörung bei Lehrkräften und Gewerkschaften gesorgt. In dem nördlichsten Bundesland, das über etwa 25.000 Lehrer verfügt, hatten bis Mitte Juni insgesamt 1.609 Lehrerinnen und Lehrer ein Attest ihres Haus- oder Facharztes vorgelegt. Die entspricht etwa 6,4 Prozent. Bis Mitte Juni hatte eine Amtsärztin 780 dieser Atteste gegengeprüft, aber nur in 32 Fällen (4 Prozent) einer Befreiung der Lehrer vom Unterricht zugestimmt, wie das „Westfalen-Blatt“ schreibt. Nach heftiger Kritik von Seiten der Gewerkschaften stellt sich die Quote mittlerweile allerdings anders dar. Eine Sprecherin des Bildungsministeriums in Kiel teilte der Zeitung mit, von den mittlerweile 2.000 überprüften Attesten habe der Amtsarzt nun 1.900, also 95 Prozent, akzeptiert. Nach Angaben des Ministeriums hat das Verwaltungsgericht Schleswig dennoch kürzlich acht Klagen von Lehrern gegen eine Ablehnung ihrer Atteste abgewiesen. Eine neunte Klage sei vom Kläger zurückgenommen worden, heißt es in Kiel.

Redaktion poppress.de, A-1010413