Ex-US-Präsident Donald Trump ist in den Vorwahlen der Republikaner kaum noch einzuholen. In Berlin wird dies mit zunehmender Sorge beobachtet.

Deutschland müsse sich gut auf die Möglichkeit einer erneuten Präsidentschaft Trumps vorbereiten, meinte Nils Schmid gegenüber dem Nachrichtenportal T-Online. Der außenpolitische Sprecher in der SPD-Fraktion sieht aufgrund der guten Konjunkturdaten in den USA jedoch gute Chancen für den Amtsinhaber Joe Biden. Trotzdem müsse Deutschland auf eine zweite Amtszeit von Donald Trump vorbereitet sein.

Es würde eine neue Situation entstehen. Der Republikaner zöge nicht als Neuling ins Weiße Haus ein, sondern mit vier Jahren Erfahrung als US-Präsident. Hinzukommt die demütigende Niederlage bei der Wahl 2020, die Trump nie akzeptierte. Schmid sieht die Gefahr, dass der Ex-Präsident die USA nach seinen Vorstellungen verändern könnte. Für die außenpolitischen Beziehungen würde das Motto „America First“ im Vordergrund stehen.

Wichtig sei es, dass Europa Beziehungen zu beiden Parteien im Kongress pflegt und auch breite Kontakte in die Bundesstaaten unterhält. Für den Kontinent wird es zukünftig wichtig, nationale Egoismen beiseitezustellen, um stärker miteinander zu kooperieren. Europa müsse sich besser für eine zweite Präsidentschaft von Donald Trump wappnen, meinte der SPD-Politiker.

Auch Schmids CDU-Kollege Jürgen Hardt erwartet eine Kandidatur von Donald Traum bei der kommenden Präsidentschaftswahl. Der außenpolitische Sprecher der Unionsfraktion sieht allerdings darin eine Chance für Joe Biden. Trump könnte die einzige Option sein, um die Wahl im November wieder für den Amtsinhaber zu entscheiden.

Trotz einer konservativen Grundstimmung unter dem Motto „America First“ dürfte eine Kandidatur des Republikaners das Land polarisieren. Diese werde auch dessen Gegner mobilisieren, meint Hardt. Dem Bundeskanzler Olaf Scholz wirft der CDU-Politiker vor, die aktuell vorhandene Gelegenheit nicht zu nutzen, um mit Amtsinhaber Joe Biden eine Neukalibrierung des Verhältnisses zwischen den USA und Deutschland vorzunehmen.

Biden setze auf Kooperation statt Konfrontation mit Europa, meinte Jürgen Hardt gegenüber T-Online. Leider habe die Bundesregierung die damit verbundenen Chancen nicht genutzt. Einig ist er sich mit Nils Schmid, dass sich die Bundesregierung für Trumps mögliche zweite Amtszeit wappnen muss. Dabei müsse Deutschland darauf vorbereitet werden, dass es unangenehme Fragen aus Washington beantworten muss. Eine davon wäre, dass die USA einen Teil ihrer Truppen vom Bundesgebiet abziehen könnten, gab Hardt zu bedenken. Zudem ist eine verschärfte Gangart gegen China durch eine Trump-Administration zu befürchten. Wie würde Deutschland darauf reagieren, wenn der Republikaner auch einen Beitrag von der Bundesrepublik fordern würde? Berlin müsse zudem mit einer sehr protektionistischen Haltung in den Handelsbeziehungen zwischen den USA und der EU rechnen.

Solche Szenarien müssen jetzt durchdacht und Lösungen entwickelt werden, forderte Jürgen Hardt. Die möglicherweise drohenden Probleme würden durch Bundeskanzler Olaf Scholz bisher nicht ernst genommen. Er vernachlässige eine Vorbereitung Deutschlands auf möglichen Gegenwind von der anderen Seite des Atlantik.

Donald Trump hat am „Super Tuesday“ die Vorwahlen in nahezu allen Bundesstaaten gewonnen, in denen gewählt wurde. Die US-Medien haben ihn in ihren Prognosen zuletzt auch in Alaska vorn gesehen. Allerdings spielt der Bundesstaat im Nordwesten des Kontinents für die Kandidatur eine untergeordnete Rolle. Nur 29 der insgesamt 2.429 Delegiertenstimmen kommen von dort.

Trumps Kontrahentin Nikki Haley konnte nur bei der Wahl im kleinen Bundesstaat Vermont triumphieren. Obwohl dieser Sieg als überraschend galt, konnte sie ihre Enttäuschung nicht verhehlen. Bisher hat sie jedoch ihre Kandidatur noch nicht zurückgezogen. Donald Trump hat inzwischen einen komfortablen Vorsprung und ist im Wettbewerb um die Präsidentschaftskandidatur kaum noch einzuholen. Haleys einzige Chance ist es wohl, dass der Ex-Präsident aus irgendeinem Grund nicht kandidieren kann, meinen Beobachter in den USA. Dann könnte sie im November den amtierenden US-Präsidenten Joe Biden herausfordern.

Redaktion poppress.de, berufstouri